„Weil das Arbeiten am heimischen Schreibtisch bedrohlich stockte, bin ich spontan neun Tage dem deutschen Winter gen Algarve entflohen. Es funktionierte noch besser als erhofft.” Corinna Döpkens, Beraterin für Travel & Mobility Management
Tagelang saß ich im kalten Deutschland mit der Wärmflasche am Schreibtisch und bekam nichts auf die Reihe. Die To-Do-Liste wurde immer länger statt kürzer. Vielleicht eine Winter-Depression?
Mir fehlte der Ausgleich zur Arbeit. Bei vereisten Straßen sind Outdoor-Aktivitäten wie Radfahren und Joggen nicht möglich. Dabei brauche ich, auch wenn es seltsam klingt, in meiner Selbstständigen-Tätigkeit viele Unterbrechungen, um gut zu sein. Fehlen die Unterwegszeiten, ist „Gefahr in Verzug“, die Produktivität und die Motivation sinken, und ich muss etwas ändern.
Also beschließe ich: Ab ins Warme! Ein Ortswechsel hat mir schon immer geholfen. Es soll eine Auszeit irgendwo im Süden sein, ohne langem und teurem Flug. Eine Destination an der Küste, die ich noch nicht kenne und die sich für Remote Work gut eignet. Die Algarve kommt mir in den Sinn. Freunde sind vor Jahren ausgewandert und schwärmen, und ich entscheide: Das ist ein guter Ort, um die Akkus aufzuladen und sich Ziele für das neue Jahr zu setzen.
Portugal – Geheimtipp für die digitale Boheme
Der Flug nach Faro ist schnell gebucht, und ich verlasse bei Minus 1 Grad und Eisregen das Land. Wie herrlich! Portugal empfängt mich bei 20 Grad und Sonne. Unglaublich, wie schnell die Energie durch Wärme, andere Luft und neue Eindrücke zurückkehrt.
Was ich vorher nicht wusste – Portugal hat vielfältige Möglichkeiten für Remote Work und ist für die digitale Bohème längst zum Geheimtipp geworden, gerade im Winter.
Unzählige Deutsche, Niederländer, Engländer und Österreicher sind hier unterwegs, oftmals mit Wohnmobilen oder mit Bullis. An den Supermärkten sieht man Münz-Waschmaschinen, und in Lagos sitzen viele mit ihrem Laptop z.B. im Coffee Shop zusammen – das hätte ich so nicht erwartet. Stark!
Gerade hat die portugiesische Regierung ein neues Visum für 2023 für die „digitalen Nomaden“ angekündigt. Das Land möchte damit einen Anreiz für einen längeren Aufenthalt im Land schaffen, wie es auch schon in anderen Ländern umgesetzt wird. Dabei gibt es zwei Visum-Optionen: einmal für einen kurzen Aufenthalt bis zu einem Jahr und in der zweiten Kategorie für diejenigen, die langfristig in Portugal leben und arbeiten möchten.
Um für die zweite Option in Frage zu kommen, müssen Remote Worker ein monatliches Einkommen nachweisen, das viermal so hoch ist wie das Mindesteinkommen in Portugal (derzeit bei 750 Euro) und einen Arbeitsvertrag oder den Nachweis erbringen, dass sie selbstständig sind.
Das Visum kann beim portugiesischen Konsulat im Heimatland beantragt werden. Wenn sich der Antragsteller bereits in Portugal befindet, kann er das Visum bei der SEF, der portugiesischen Grenzschutzbehörde, beantragen. (Nähere Infos hier)
Flüge von z.B. Mitteleuropa nach Portugal dauern maximal dreieinhalb Stunden, dem Besuch von Freunden und Kollegen vor Ort steht also kein großer Aufwand im Wege. Die Zeitverschiebung zwischen dem portugiesischen Festland und der Mitteleuropäischen Zeit beträgt nur eine Stunde, Video-Konferenzen mit Kollegen und Geschäftspartnern zu Hause finden einfach während der üblichen Arbeitszeiten statt. Und sicher ist es auch im Land. Was will man mehr?
Freedom of Life in Portugal
Ich miete mir ein Auto, mit dem ich ins kleine Fischerdorf Salema in der Nähe von Lagos in ein Ferienhaus von Sevencollection Portugal fahre.
Sevencollection ist eine kleine und feine Auswahl von Ferienhäusern und Ferienapartments der Deutschen Annabel Pohl. Ihre Häuser (s. Foto ganz oben) sind absolut geschmackvoll gestaltet. Aber nicht nur das: auch achtet sie auf Sicherheitsaspekte. Es gibt einen Feuerlöscher und Rauchmelder sowie einen Verbandskasten, die alle durch eine entsprechende Beleuchtung auch im Dunkeln zu finden sind.
Gerade für Firmen, die ihren Mitarbeitern eine Workation ermöglichen, ist das ein wichtiges Haftungs- und Versicherungsthema. Meine Beratungskunden weise ich regelmäßig darauf hin, wenn mal wieder eine Sharing-Unterkunft ohne entsprechende Ausstattung gebucht und damit die Fürsorgepflicht als Arbeitgeber nicht erfüllt wird. (siehe auch hier) Im Gegensatz zu Sharing-Unterkünften und Ferienwohnungen, gerade im Ausland, gibt es in Hotels immer vorgeschriebene Sicherheitsstandards.
Als positiv empfinde ich ebenfalls, dass sich wenige Gehminuten entfernt das Büro von Sevencollection Portugal befindet, so dass ich bei Fragen einen Ansprechpartner vor Ort habe. Das sympathische Host-Ehepaar ist außerhalb der Öffnungszeiten mobil erreichbar.
Neuer positiver Alltag
Mein kleines Hideaway über zwei Etagen liegt direkt am Meer – das Rauschen ist den ganzen Tag und auch in der Nacht zu hören und wirkt auf mich beruhigend. Mir gefällt es dort auf Anhieb sehr gut. Im Winter sind kaum Touristen in Salema, es ist ursprünglich und ruhig und bietet für mich damit eine ideale Arbeitsatmosphäre. Rechts und links neben meinem Ferienhaus wohnen Einheimische. Ich fühle mich so wohl, dass ich diesen schönen Ort gar nicht verlassen will und gerne im und am Haus bleibe – das ist bei mir das größte Kompliment.
Nach ein paar Tagen stellt sich so etwas wie ein positiver Alltag ein: morgens arbeiten, dann joggen und schwimmen und danach noch einmal an den Laptop. Nachmittags besuche ich meine Freunde oder bummle durch Lagos, und wenn die Sonne gegen 17.30 Uhr langsam untergeht, ist es noch warm genug, um auf der Terrasse produktiv zu sein. Quasi ein perfekter Tagesablauf. Ich entwickle neue Ideen, mache mir Gedanken zu geplanten Projekten im neuen Jahr und schreibe sogar endlich die Rechnungen, nach denen Kunden mich schon mehrmals gefragt haben. Ich bin im Flow und so erleichtert, dass es mit meiner Arbeit wieder vorangeht – ich aus der gedanklichen „Sackgasse” raus bin.
Working Mom & Dad an der Algarve
Für die letzten drei Tage meiner kleinen Reise wechsle ich die Location und mache einen Abstecher ins Martinhal Resort in Sagres, nicht weit entfernt von Salema, ganz unten an der Spitze der Algarve, das Kap Portugals sozusagen.
Dort bietet sich ein komplett anderes Szenario, denn das Martinhal hat sich auf „Working Mom & Dad“ ausgerichtet. Es ist ein Familienhotel mit Kinder- und Jugendclub und High Life beim Frühstücksbuffet. Die Zimmer und Villen sind familienfreundlich, geräumig und lässig gestaltet, haben aber auch einen Schreibtisch bzw. einen Tisch zum Arbeiten.

Der Unterschied zu meinem Ferienhaus im kleinen Fischerdorf ist extrem. Ich muss erstmal durchatmen und die vielen Familien mit Kindern „verkraften“. Doch nach einem halben Tag und einigen Stories zum Hintergrund des Resorts, revidiere ich meine Meinung und denke: großartiges Konzept. Das Inhaberpaar Stern mit selbst vier Kindern hat am Kap der Algarve die Hotels nach eigenen Erfahrungen und Kriterien gestaltet. Neben dem Martinhal in Sagres gibt es in Portugal weitere Häuser auch in Quinta, Cascais/Lissabon und Chiado/Lissabon. Ganz nach dem Motto „Spread the Working Mom & Dad-Vibe“ werden dieses Jahr noch die Martinhal Residences in Lissabon eröffnet.
„Ich möchte, dass auch Mütter einmal einen Cappuccino mit Schaum trinken können, weil die Kids in der Betreuung oder in der Spielecke sind“, so das Motto von Chitra Stern. Oder, dass Mom & Dad im Family-Urlaub einen wichtigen Call in Ruhe erledigen können.
Und das ist auch das Bild, das sich mir bietet – der Papa läuft mit Headset über das Gelände und telefoniert, während die Kids im Club toben und spielen. Die Mutter klinkt sich kurz mit dem Laptop aus, um ein paar Mails zu checken. Und wenn es dringend sein muss, fliegt einer von beiden kurz zu einem Meeting nach Hause, der Airport Faro ist nur eine gute Stunde entfernt, und die Familie kann in der Sonne bleiben. Denn warum sollte es Familien mit Winter Blues anders gehen als mir.
Gerade die geräumigen Villen eignen sich auch für einen längeren Aufenthalt. Die Gäste können den Hotelservice in Anspruch nehmen, das Frühstück- und Lunch-Buffet nutzen oder abends im Restaurant essen – oder sich auch einfach selbst verpflegen. Auf dem Gelände gibt es einen kleinen Supermarkt, in Sagres oder spätestens in Lagos ist das Angebot an Geschäften sehr umfassend.
Nach neun Tagen fliege ich gut gelaunt, voller neuer Eindrücke und mit einer abgearbeiteten Action-Liste zurück nach Hamburg. Gute Entscheidung – so eine Workation im Winter. Eine Auszeit zum Arbeiten an der Algarve in Portugal, kann ich jedem empfehlen.
Corinna Döpkens …
ist eigentlich insbesondere Südafrika-Fan und reist regelmäßig ans Kap der Guten Hoffnung. Mit Portugal hat sie begeistert eine näher gelegene Alternative entdeckt (ohne täglichen Stromausfall). Die Travel-Management-Expertin nimmt sich vor, auch nach Portugal künftig häufiger zu reisen.
Fotos: © Döpkens, Sevencollection, Martinhal