„Viele Städte der Welt behaupten, besonders divers, weltoffen und lebensfroh zu sein – Vancouver ist es, samt Gänsehaut-Feeling beim Blick auf die tiefen Wälder, Fjorde und Berge. Eigentlich viel zu schade zum Arbeiten, was aber trotzdem problemlos funktioniert.“ Kai Böcking
Wie immer nach einem Transatlantik-Flug, wache ich viel zu früh auf. Vom ListeI Hotel, einem Boutique-Hotel mit Skulpturen und moderner Malerei kanadischer Künstler, verschlägt es mich deshalb schon am Morgen auf die Robson Street, die sich in ein paar Stunden in eine multikulturelle Einkaufsstraße verwandeln wird – voll mit blinkenden Leuchtreklamen auf Chinesisch, Koreanisch, Französisch, Japanisch und Englisch.
Ich laufe bergab Richtung Wasser, vorbei an großen, modernen Wohnblocks, kleinen Cafés und Restaurants. In der Ferne parken dutzende Wasserflugzeuge, die in Vancouver viele so regelmäßig nutzen wie andere die U-Bahn. Zum Granville Public Market könnte ich jetzt mit dem Bus, der Metro oder Bahn fahren. Aber ich nehme den Aquabus, also putzige, bunte Miniatur-Wasser-Tuk-Tuks, die einen trockenen Fußes Hop-On-/Hop-Off über die Bucht bringen.
Ahornsirup und Ramen
Granville Island hat einen 360-Grad-Rundumblick auf die Stadt und ist das Herz aller Feinschmecker in Vancouver. Von morgens bis abends stapeln sich hier in der historischen Markthalle allerfrischester Fisch, lokales Gemüse, vor Ort gebackenes Brot und Bagels – die kanadischste aller Frühstückszutaten. Frisch gebacken gibt’s für mich die Version mit Lachs und – festhalten – Ahornsirup! Da kommt zusammen, was in Kanada zusammengehört. Köstlich!
Bier wäre jetzt gut, lokale Brauereien gibt es in Vancouver und Umgebung reichlich, aber die Arbeit ruft. Ich bin schließlich nicht nur privat hier, sondern muss bei einem TV-Projekt mitarbeiten. Am Flughafen hatte ich mir eine SIM-Karte gekauft, die mir jetzt gute Dienste leistet. Das WIFI ist überall superschnell, sei es an den vielen kostenlosen WIFI-Spots in der Stadt oder in meinem Hotel, wo es jeden Nachmittag eine Weinprobe mit den hervorragenden Tropfen der Region gibt. Aber viel Zeit muss ich im Zimmer an meinem Schreibtisch für Texte und das Prüfen von Videoschnitten verbringen.
Da lenkt der Fensterblick ab: Mittags schon sehe ich hier eine Schlange von Menschen vor einem kleinen chinesischen Restaurant stehen. Alte Regel: lange Schlange, gutes und preiswertes Essen. Mittagspause! „Kam Wai Dim Sum“ ist eng, laut, aus der offenen Küche dampft es. Bestellt wird schon beim Anstehen mit Kreuzen auf einem Zettel. Dann irgendwo hinsetzen und die himmlische Fleischsuppe mit Ramen und Teigbällchen essen. Aber nicht zu lange, draußen warten weitere hungrige Fans des Ladens., und ich schleiche bald zurück zum Schreibtisch.
Über Wasser
An einem anderen Tag drehen wir in Vancouver Island, was auf der anderen Seite der Strait of Georgia liegt und die natürliche Pazifikgrenze bildet. Hier tummeln sich vom Frühjahr bis Herbst Walfamilien. Hier geht es mit der Fähre oder dem Wasserflugzeug hinüber. Diese 8- bis 26-Sitzer-Taxis fliegen fast minütlich von der Waterfront in Richtung Vancouver Island oder auch Seattle/USA. Und der Blick auf Vancouver und die angrenzende Landschaft lässt erahnen, wie schön dieser Teil der Erde ist.
Wir fliegen für einen Tag in einen Naturpark der First Nation. In Mindesthöhe über schneebedeckte Gletscher, über ein unendliches Waldgebiet, um dann am Chatterbox Falls zu landen. Der Wasserfall stürzt hier in die Tiefe, und man bekommt bei geführten Wanderungen einen Eindruck, welche Energie die First Nation über Jahrhunderte hieraus gezogen hat.
Ich habe in den zehn Tagen in Vancouver eine Menge gesehen, geschmeckt und erlebt. Chinatown, der Vancouver Block, Sterne-Restaurants und Streetfood, unbeugsame Natur und weltoffene Menschen, die sich wirklich über jeden Besucher freuen. Wer hier remote arbeiten will, kann aus dem Vollem schöpfen.
Kai Böcking …
… hat in Vancouver das oft gesuchte Beste aus zwei Welten – Business und Leisure – gefunden.
Und meint, dass er noch einmal wiederkommen muss – weil er keine Wale gesehen hat.
Bleisure Tipps
Kulinarisch: Fisherman’s Wharf (knallbuntes Hausboot, Fish & Chips, kalte Drinks), Burdock and Co (Andrea Carlson kocht auf Sterne-Niveau, Farm to Table nur mit lokalen Produkten, unbedingt reservieren), Perverted Icecream (ganz in Schwarz gehalten, Softeis vom Feinsten mit eindeutig zweitdeutigen Slogans)
Vancouver Art Gallery: Sammlung kanadischer und internationaler Kunstwerke. Überblick über die vielfältige Kunstszene der Stadt.
Capilano Suspension Bridge: Eine der längsten Hängebrücken der Welt über einen tiefen Canyon. Nix für schwache Nerven.
Aquabus: Die kleinen, bunten Fähren verbinden die wichtigsten Punkte Vancouvers auf dem Wasser.
Harbour Air: Die größte Wasserflug-Airline Nordamerikas fliegt u.a. ins Skigebiet Whistler. Viele Rundflüge und regulärer Linienverkehr zu den schönsten Orten in British Columbia.
Info Destination
Vancouver liegt im kanadischen Bundesstaat British Columbia. Berge, Meer und Wildnis – hier hat man alles.
Lage und Einwohner: Vancouver und Vancouver Island befinden sich am Pazifik im Nordwesten Kanadas. Die Region Greater Vancouver zählt ca. 2,5 Millionen Einwohner, Vancouver Stadt ca. 630.000.
Währung: 1 CAD = 0,67 Euro
Anreise: Lufthansa, Air Canada, Discover und einige Chartergesellschaften fliegen täglich direkt aus Deutschland nach Vancouver.
WIFI: fast überall kostenlos verfügbar, Touristen-SIM-Card am Airport
Fotos: © Kai Böcking