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BLEISURE Remote Work

Workation-Status immer Präsent

Bei Accor können Mitarbeiter zwölf Tage im Jahr für Workation nutzen, Bleisure ist seit langem möglich. Wir sprachen mit Jelka Ulott, Vice President People & Culture Corporate Offices Europe & North Africa, wie der Hotelkonzern die Angebote geregelt hat und wie sehr sie angenommen werden.

Jelka, Ihr geht sehr offen und proaktiv mit Bleisure- und Workation-Themen um. Auch wenn die Mitarbeiter von ihrer Reise zurück sind, oder?

Ja, die Mitarbeiter berichten gern über ihre Erlebnisse nach ihrer Bleisure- oder Workation-Reise und empfinden die Möglichkeiten dafür als Vertrauensbeweis und individuelle Flexibilität. Man darf nicht vergessen, dass viele in unserer Branche bereits an vielen Standorten gearbeitet haben und damit Freunde gefühlt überall haben. Sie oder auch die Familie werden gern besucht. Und nebenher können unsere Mitarbeiter auch unsere Hotels buchen und besser kennen lernen.

Vom Angebot profitieren aber primär unsere Mitarbeiter im Head Office, da die Kollegen in den Hotels nicht bei uns, sondern bei unseren Hotelpartnern direkt angestellt sind. Und hier gibt es natürlich auch Jobs, bei denen Bleisure und Workation schwierig sind. Mein Mann z. B. ist Küchendirektor, er kann die Gerichte schwer von der Ferne zubereiten – klar. Wovon trotzdem alle profitieren, ist die „Heartist-Rate“: Der Heartist, also Mitarbeiter, kann seinen Urlaub in unseren Häusern dadurch vergünstigt buchen.

Welche Möglichkeiten hat das Head Office für ­Workation?

Wir hatten vor zwei Jahren mehrere Regionen neu zusammengelegt und nutzten dies als Gelegenheit, um bisherige unterschiedliche Workation-Handhabungen als einen einheitlichen großen Benefit für alle anzubieten, auch bei der Talentgewinnung. Die Bewerber, vor allem junge, fragen das viel nach. Insgesamt arbeiten in unseren Zentral-Funktionen in Europa und Nordafrika ungefähr 1.400 Mitarbeiter an fast 20 Standorten. Sie können nun zwölf Tage im Jahr Workation im europäischen In- und Ausland nutzen, was unglaublich gut ankommt. 70 % haben das Angebot 2024 genutzt, vor allem im Sommer und an Weihnachten. Mit den zwölf Tagen fahren wir gut, oft werden sie noch nicht ausgeschöpft.

Wie ist dies geregelt?

Wir haben eine Guideline, die regelt, dass man sich für seine Pläne zuerst das Ok vom Manager holt, dann seine Reise klar definiert nach Land, Adresse und Datum in unserem Anwesenheitssystem beantragt und nun unsere HR-Abteilung die möglichen A1-Formulare und Versicherungen klärt, wobei unsere Dienstreisenversicherung in der Regel greift. In unserem zentralen Anwesenheitstool wird übrigens auch immer nach dem Einloggen angezeigt, wieviele Urlaubs- und wieviele Workation-Tage man noch hat.

Und Bleisure?

Wir haben schon lange ein Bleisure-Angebot, aber dem Kind erst spät einen Namen gegeben. Ich bin z. B. seit 2018 bei Accor und durfte damals schon Bleisure-Reisen unternehmen, viele weitere Kollegen nutzen es seit langem. Auch hier gilt: Abgesprochen mit dem Vorgesetzten, ist Bleisure kein Problem, wenn vor allem die An- und Abreise im Kostenrahmen bleiben. Oft kosten uns sogar die Hin- oder Rückflüge durch Bleisure-Aufenthalte weniger, als wenn zu klassischen Dienstreise-Tagen gefahren wird.

Wie lebst Du selbst Bleisure und Workation?

Ich war letztes Jahr z. B. beim Meeting in Barcelona und bin zwei Tage vorher angereist, um die Stadt life zu sehen – dies sogar zusammen mit Kollegen als private Zeit. Aber in Summe nutze ich mehr Workation als Bleisure und hierbei viel, um Freunde zu besuchen und dabei die Wochenenden zu verlängern.

Irgendwie also Workation-Bleisure.

Ja, ein echtes Blending. Es ist auch möglich, dass ein Mitarbeiter an seinen Urlaubsort fährt und den Aufenthalt mit Workation in dem dortigen Büro verlängert. Wir haben ohnehin kaum nationale Teams, sondern sind überall stark international gemischt.

Inwiefern ist aktuell Homeoffice bei Accor möglich?

Wir haben eine Hybridlösung nach Covid-19 eingeführt, die besagt, dass wir drei Tage in der Woche im Büro sind und zwei Tage im Homeoffice, der als Ort klar definiert ist.

Wenn ich ein ganz normaler Gast in einem Accor-Hotel bin, bei welchen Marken und Häusern kann ich am besten ­Bleisure und Workation genießen?

Wir haben vielerorts in den Zimmern gute Schreibtische sowie auch allgemeine Räume geschaffen, in denen man gut arbeiten kann. Bei Tribe z. B. setzen wir auf Social Hubs, in denen man Kollegen oder Gleichgesinnte treffen kann, und es gibt tagsüber Snack-Angebote in den Grab & Go-Shops. Man muss nicht raus aus dem Hotel, wenn man nicht will.

Vom Eindruck her, nutzen unsere Gäste für Bleisure bisher vor allem Business-Marken wie Tribe, Ibis, Pullman, weil viele nach der Dienstreise nicht umziehen. Oder manche checken dann bei unseren Doppelhäusern in das andere Hotel mit anderer Marke ein. Mit unserem Loyalty-Programm ALL ergeben sich natürlich auch noch zusätzliche Möglichkeiten.

Welche Wünsche hast Du, um Bleisure- und Workation-­Möglichkeiten weiter auszubauen?

Für den Mitarbeiter selbst haben wir schon sehr einfache Anmeldemöglichkeiten geschaffen, auch mit dem täg­lichen Blick auf noch vorhandene Tage. Für die HR-Abteilung wünsche ich mir aber noch einen simpleren, schnelleren und sinnvolleren Zugang zu all den rechtlichen Punkten, die man abdecken muss. Dies dürfte mit ein Grund sein, warum einige Unternehmen hier noch zurückhaltend sind, plus fehlender Zeit und Ressouren. Das ist wirklich schade, weil Bleisure und Workation ein unglaublich schönes Benefit sind, die jedes Unternehmen und jeder Mitarbeiter individuell nutzen können.

Vielen Dank für das Gespräch, liebe Jelka!

Foto: © Accor Hotels

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