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Mein Leben als Bleisure Traveller … Ingolf Lück

Ingolf Lück ist TV-Moderator, Entertainer, Vielreisender. Auf unsere Fragen hat er mit gewohntem Nicht-Ernst und großer Laune geantwortet.

 

Ingolf, wie wichtig ist reisen für Dich?

Ich bin ein im Zeichen des Stieres geborener Ostwestfale aus Bielefeld. Der Westfale ist nicht das, was man unter einem Zugvogel versteht. Er gilt als bodenständig, eher nüchtern. Wenn er seine Flügel ausbreitet und ins 70 km entfernte Münster reisen muss, hat er den Koffer schon Wochen vorher gepackt und auf der Anrichte stehen. Er will ja vorbereitet sein!
Bei mir kam es anders, als ich eine Reise-Gameshow fürs Fernsehen moderierte, und im Zuge dessen fast die ganze Welt erkundete. Das war harte Arbeit, zu Recht wie mir meine 25 Badehosen aus aller Welt versichern. Und es ist bis heute schwierig für meine Familie: Wenn der Familienrat eine Urlaubsreise plant, gähnt Vattern über den Prospekten – „War ich doch schon“, und Essig ist es mit der geplanten Auszeit.

Wieviel reist Du beruflich wie privat?

Als Medienarbeiter bin ich beruflich seit 40 Jahren auf Tour. Mal gibt es eine Produktion in Hamburg, München oder Castrop-Rauxel, dann wieder geht es nach Neuseeland, Mumbai oder New York für eine Live-Schalte zum Weihnachtseinkauf bei Bloomingdale’s.
Ich unterscheide da zwischen reisen (beruflich) und verreisen (privat), habe aber immer eine Gitarre oder mein Saxophon im Gepäck, um zu üben. Die Gitarre kann ich so klein zusammenfalten, dass sie in die Gepäckfächer passt, und ein Saxophon am Strand klingt einfach spitze.

Wenn Du beruflich reist, lieber Bahn oder Flugzeug?

Ich setze mich in der Bahn immer auf die verbotenen Gold- und Platinplätze. Die sind in der 1. Klasse direkt vor dem Speisewagen, das ist bisher immer gut gegangen. Vorher desinfiziere ich die speckigen Kopfkissen und helfe beim Aufräumen der leeren Gulaschsuppen-Terrinen, Taschentücher und vergessenen, heimatlosen Ladekabel.
Ich fliege am liebsten Singapore Airlines. Die Klasse ist dabei insgesamt unwesentlich.

Arbeitest Du mobil auf Deinen Reisen, z.B. während des Flugs? Gibt es Must have‘s an Bord?

Joa, ich packe den Laptop aus, muss aber nicht. Must have für einen Mittelplatz ist die dicke Wochenzeitung „Die Zeit“. Wenn ich die ausbreite, habe ich locker beide Armlehnen für mich.
Gibt es Rituale beim Fliegen? Was ist immer mit dabei?
Ich klopfe vor dem Entern des Vogels draußen dreimal auf Blech, lasse meine Sachen vorzugsweise schon in den Gepäckfächern über den Business-Sitzen, aber nur wenn die Stewardess nicht guckt. Dann sitze ich am Gang, klar bei 190 cm Größe. Und ich bin – sorry – voll der Tomatensaft-Trinker.

Bist Du Mitglied bei Meilen- und Punkteprogrammen?

Japp, Miles & More. Bin gerade dabei, meine gut 700.000 Meilen in kleinen Dosen abzufliegen.

Was muss ein Business-Hotel für Dich haben?

Zum Fenster öffnen führe ich immer einen Vierkant-Schlüssel mit. In der Dusche würde ich mir wieder nur einen Knopf für Warm und einen für Kalt wünschen. Was soll ich mit drei Brausen und 25 Einstellmöglichkeiten, wenn ich keine Brille aufhabe? Das gleiche gilt für Lichtschalter – Ein/Aus, mehr nicht. Und die Matratze bitte ohne diesen Gummiüberzug – ich bin doch kein Baby, Leute!

Spleens? Was ist im Hotel immer dabei?

Ich bin extrem lärmempfindlich und werde daher natürlich immer gern direkt neben Fahrstühlen, zur 12-spurigen Autobahn, zwischen zwei Housekeeping-Räumen, über der Disco, der Küche oder neben einem Pärchen auf der Hochzeitsreise eingebucht. Daher habe ich immer meine Silikon-Ohrstöpsel am Mann. Die muss ich aber
20 Minuten in der Hand unter der Decke anwärmen, damit sie ins Ohr passen … und nach 15 Minuten bin ich meist eingeschlafen.

Bist Du im Urlaub immer online? Wählst Du Hotels nach funktionierendem Wi-Fi aus?

Ich logge mich gern bei anderen Gäste-Handys in den ­Nebenzimmern ein. Da kommt der Hacker in mir durch: Helmuths­iphone@helmi1234.

Dein Reise-Motto in einem Satz beschrieben?

„For I’m the type of boy who is always on the run, wherever I lay my hat that’s my home, I’m telling you that’s my home.” (Marvin Gaye, 1962)

Lieben Dank, Ingolf, für den bunten Austausch!


Ingolf Lück … ist – von der legendären 1980er Video-Show „Formel Eins“, über die kultige Sat.1 „Wochenshow“ bis zum Gewinn von Dancing Star 2018 – auf allen Bildschirmen und Bühnen im deutschsprachigen Raum zu Hause. Aktuell ist er mit seinem Solo-Programm „Sehr erfreut!“, mit der Mediensatire „Seite Eins – ein Stück für einen Mann und ein Smartphone“ und dem Theaterstück „Brauchen Sie ‘ne Quittung“ auf deutschen Bühnen zu erleben.

Foto: Urban Ruths Photography