Taipeh
BUSINESS

Zen-Feeling in Taipeh

„Ist Taipeh eher Neuland für viele Geschäftsreisende? Vielleicht, ein bisschen – in jedem Fall ein überraschend entspanntes Ziel, das Lust auf mehr macht.“ Kai Böcking

Mal ehrlich, Hongkong oder Shanghai sind für Geschäftsreisende längst keine Herausforderung mehr. Die chinesischen Mega-Städte sind modern, geordnet und westlich, und das alles zuweilen ein bißchen zu viel von allem. Taiwan dagegen, der südlich vom Festland gelegene, abtrünnige Bruder, ist mit seiner Hauptstadt Taipeh für zahlreiche Business Traveller noch ein relativ unbeschriebenes Reiseblatt. Die Insellage beschert dem Land einerseits eine gewisse Distanz zu China, führt aber auch dazu, dass viele Geschäftsreisende diese Destination nicht auf dem Schirm haben. Dabei ist Taiwan eine der stabilsten Volkswirtschaften der Welt und der Besuch in der Hauptstadt in vielerlei Hinsicht entspannter, als ich es vor meinem ersten Besuch je erwartet hätte. Bereits der Blick von oben, vom 500 Meter hohen Taipei 101, bringt hier alles in den Zustand der Tiefenentspannung. Bei klarer Sicht schaut man von dem höchsten Gebäude Taipehs, der sich als Wahrzeichen wie ein Bambusstab präsentiert, weit in die Berge. Wie ein Ring umschließen diese wiederum die Millionenmetropole.

Business Stay

Fast alle großen gängigen Hotelbrands sind in Taiwan vertreten, viele davon auch in Taipeh. Mein Favorit ist das Shangri-La’s Far Eastern Plaza Hotel mit Zimmerblick auf den alles überragenden Taipei 101. Freunde asiatischer Superluxus-Toiletten mit Lichtshow und angewärmter Brille können hier die neuesten Modelle in den riesigen Badezimmern testen. Darüber hinaus gilt das Spa als eines der besten der Stadt. Die Bar im obersten Stock wartet mit einer grandiosen Aussicht auf das Nachtleben auf, der Rooftop-Pool ist spektakulär, und die chinesischen, japanischen und italienischen Restaurants des Hotels sind ausnahmslos lecker. Von den fünf Restaurants ist besonders das „Shang Palace“ für den Business Lunch zu empfehlen. Das in dunklen Farben gehaltene, traditionelle chinesische Restaurant bietet, neben sterneverdächtigem Essen, private Räume für ungestörte Konversation an.

Business Food

Mehr als 20 Restaurants schmücken sich in Taipeh mit einem Michelin-Stern. Die einzigen drei Sterne hat Chef Chan im „Le Palais“ erkocht. Der Spitzenkoch serviert kantonesische Küche in Perfektion, seine Dim Sums und seine besonders bei großen Unternehmen beliebte Bankettküche gelten als die besten des Landes. Doch bei allen Sternen kann man Taipeh auch mit zwei anderen Begriffen auf den kulinarischen Nenner bringen: Nachtmarkt und Nudelsuppe, denn beides gibt es hier mehr als reichlich. Allein die Suppen sind, egal mit welcher Einlage, ein Renner rund um die Uhr. Je länger dabei die Schlangen vor den kleinen Suppenständen, Restaurants oder Garküchen sind, umso besser und traditioneller ist das Gericht. Mehr als zwei Euro pro riesiger Suppenschale habe ich noch nie bezahlt. Nach Sonnenuntergang geht es dann auf die Nachtmärkte. Neonlicht, Menschentrauben, Straßenhändler – es ist, als ob diese Straßen in den Abendstunden ein neues Gewand anlegen. Trotz der Enge in den hunderten Shops bewegt sich der Strom der Besucher viel leiser und entspannter als etwa in Thailand. Schreiende Straßenhändler, die lautstark ihre Waren anpreisen, sucht man hier vergebens.

Etwa zwei Dutzend Nachtmärkte gibt es in Taipeh, der in der Raohe Street ist mein Favorit. Abenteuerlustige können hier Schnecken und Innereien vom Spieß probieren, Dim Sums, Austern-Omeletts sowie allerlei Undefinierbares. Wer der Straßenküche nicht hundert-prozentig vertraut, kann sich aber auch in eines der vielen kleinen Restaurants setzen und den emsigen Köchen beim Live-Cooking auf heißen Teppanyaki-Platten zuschauen.

Quick Getaway

Das Nationalgetränk Taiwans ist ohne Zweifel der Oolong Tee. Auf zahlreichen Plantagen auf der ganzen Insel wird der von Teeliebhabern hochgeschätzte, halbfermentierte Tee angebaut und später weiterverarbeitet. Wie viele Einheimische auch, lasse ich mir die Gelegenheit nicht nehmen, in den Bergen rund um Taipeh den Tee zu „spüren“. Mit der Seilbahn fahre ich nach oben ins Maokong. Hier warten am Anfang der vielen Trekking-Strecken Dutzende Teehäuser auf die Besucher aus dem Tal – nicht billig und sehr touristisch, aber der Oolong Tee schmeckt nirgends besser als hier mit Blick auf das Tal.

Wer noch mehr Bleisure-Zeit hat, dem liegt der Rest der Insel als Tropenparadies zu Füßen. In nur 90 Minuten fahre ich mit dem Schnellzug in den Süden des Landes und erlebe die ehemalige Inselhauptstadt Tainan noch eine deutliche Spur entschleunigter als Taipeh. Neben ihren vielen historischen Gebäuden und rund 300 Tempelanlagen findet man hier auch den Ursprung vieler traditioneller Gerichte der Region: Hsiao Chih zum Beispiel sind kleine Snacks, die überall frisch angeboten werden.

Absolut lohnenswert sind für Wanderer auch die Taroko-Schlucht (Foto) an der Ostküste und die Strände auf der Orchideeninsel Lan Yu. Der Stamm der Yamis lebt hier seit vielen Generationen friedlich zusammen. Neben traumhaften Stränden, tropischem Regenwald und erstaunlich steilen Bergen bekommt man hier „fliegende Fische“ auf den Teller, eine Spezialität der Insel.


Kai Böcking …

kommt immer noch nicht aus dem Schwärmen über Taipeh und Taiwan heraus – das fängt beim spannenden, hochleckeren Essen an und hört nicht bei den entspannten Taiwanesen auf. Eine Reise auf die Insel bedeutet nicht nur, das ein oder andere Neuland zu betreten, sondern sich fernab der so nahen chinesischen Mega-Großstädte auf ein ganz anderes Miteinander einzulassen.

Fotos: © iStock.com/GoranQ, Shangri-La’s Far Eastern Plaza, © iStock.com/PonAek, © iStock.com/stockinasia, © iStock.com/fotoVoyager

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