„Vor zehn Jahren kam ich erstmals nach Marseille und wurde hier überraschend schnell zum dauerhaften Remote-Work-Fan. Hier meine 3 Workation-Take-aways.“ Julia Fernández-Pola, Coach
Den ersten Trip nach Marseille starteten mein Mann und ich 2014. Als Architektur-Liebhaber wollten wir uns die Transformation vom Schmuddelkind der Côte d’Azur hin zum urbanen Gesamtkunstwerk ansehen – und die Stadt zeigte sich von ihrer besten Seite. Auch sprachlich: So unzureichend mein Französisch ist, erlebte ich trotzdem überall Geduld und Freundlichkeit.
Bald plante ich meinen nächsten Marseille-Besuch. Schon die Zugreise dorthin erwies sich als wunderbare Gelegenheit, konzentriert zu arbeiten. Ich befand mich in einer Phase der beruflichen Neuorientierung und erhöhte bald die Marseille-Frequenz. Damit einher ging auch der Wechsel vom Hotel in ein regelmäßig angemietetes Apartment. Die Grundlagen für einen zweiten Wohn- und Arbeitsort hatten sich damit wie von selbst ergeben.
Bis heute bin ich über diese Entwicklung sehr glücklich. Meine persönlichen Take-aways für das Gelingen des Projekts Workation können gerade für Menschen über 30, die sich schon einige Jahre im Beruf befinden, hilfreich sein.
1. Erwartungen formulieren – um einzuschätzen, ob der Ortswechsel wirklich persönlich bereichern wird.
Geht es z. B. nur um Abstand zum Gewohnten, oder soll ein konkretes Ziel unter neuen Rahmenbedingungen in Angriff genommen werden? Soll der Tapetenwechsel nur neue Impulse liefern oder unmittelbar zur persönlichen Weiterentwicklung beitragen? Diese Vorstellungen stellen gewisse Anforderungen an die Lebenswelt am Wunschort dar.
2. Anbindung: Die sichere Verkehrsverbindung zwischen Lebensmittelpunkt und temporärem Zuhause hat zwei Vorteile. Sie sorgt für mögliche Kurztrips, was die Adaption der neuen Situation sehr erleichtert. Vor allem nimmt sie jedoch eine Menge Druck. Die Gewissheit, aus wichtigen privaten oder beruflichen Gründen schnell in die Heimat zu können, beruhigt ungemein.
3. Gewohnheiten: So leicht es ist, sich vom Reiz des Unbekannten bezaubern zu lassen – unterschätzen Sie die Macht Ihrer Gewohnheiten nicht. Fragen Sie sich, welche Elemente in Ihrem Alltag unverzichtbar sind. Das kann von der -Bäckerei um die Ecke bis zur nahen Kultur- oder Sportstätte alles sein. Eine Top 5 stellt sicher, dass Ihre Wunschdestination Ihre Gewohnheiten bedient.
MEIN FAZIT: Dass Marseille 2024 wieder Spitzenreiter im Crime-Index der europäischen Städte war, ist zu vernachlässigen. Ich habe an die Sicherheit der Stadt nie die gleichen Erwartungen gehabt wie an Seligenstadt am Main und finde mich in „meinen” Quartieren bestens zurecht. Der Arbeitsalltag funktioniert, die Faszination hält an.
Julia Fernández-Pola …
… war 20 Jahre in diversen Führungsrollen am Finanzmarkt, in Beratungen und der Hotellerie tätig. Seit 2023 konzentriert sie sich auf systemisches Coaching von Fach- und Führungskräften in Veränderungsprozessen. Sie lebt und arbeitet in Berlin und Hanau bei Frankfurt.
Photos: © Julia Fernández-Pola