„So hart Dubai die Pandemie getroffen hat. Das Emirat öffnet sich nun ein Stück weit mehr für Ausländer – ob mit einer neuen Visumvariante oder mit liberaleren Gesetzen.“ Kai Böcking
Dubai blickt auf einen monatelangen Lockdown zurück. Keine Touristen, leere Hotels, verzweifelte Expats, die häufig festsaßen, zudem die Expo auf 2021 verschoben. Aber Dubai wäre nicht Dubai, wenn die Scheichs vom Golf nicht schnell ein paar wirklich verblüffende Lösungen gestartet hätten. Schon in den 1970ern hatte ja niemand wirklich daran geglaubt, dass man aus einem trockenen Stück Wüste eine Weltmetropole mit Burj Al Arab, The Palm, Emirates Palace & Co. machen kann.
Leichte (Ein-)Reise
In diesem Sommer hat als einer der ersten Airlines Emirates sein Streckennetz wieder rasant aktiviert. Wer ins Land einreist, braucht einen gültigen Covid19-Test (nicht älter als 96 Stunden) und eine gültige Krankenversicherung. Bei der Ausreise – sicherheitshalber – auch einen Test, der auf Wunsch mobil im Hotel gemacht werden kann. Das Hotel Atlantis Dubai zum Beispiel bietet Gästen einen kostenlosen Test an, wenn diese einen mindestens fünf Tage langen Aufenthalt buchen.
Neues Ein-Jahres-Visum
Besuchern, die länger bleiben wollen, um in Dubai remote online zu arbeiten, bietet das clevere Wüstenstädtchen jetzt zeitlich befristete Visas an, nach dem neuen „Dienstreisen-Motto“: „If you could work anywhere, why work anywhere else?“
Also, warum nicht für ein Jahr nach Dubai ziehen, um von dort zu arbeiten? Bewerben kann sich jeder, der einen Mindestverdienst von 5.000 Dollar in den letzten Monaten nachweisen kann. Versprochen werden Krankenversicherung, Zugang zu Schulen und alle Vorteile eines Visa-Inhabers (Telekommunikation, Bank etc.), auch für etliche Co-Working-Angebote wird geworben. Ein kluger Schachzug, wenn man bedenkt, wie aufwendig ein Arbeits- und Aufenthaltsvisa in Dubai bisher war.
Liberalere Gesetze
Damit nicht genug: Dubai verabschiedet sich offiziell von vielen Gesetzen und Verboten, die so manchen Reisenden sogar davon abgehalten hatten, in das zweitgrößte Emirat der VAE zu reisen. Das Bild von Dubai wird sich durch diese Maßnahmen massiv verändern. Weg vom – offiziell – streng islamischen Staat zu einer, sagen wir so, moderneren Mega City. Multikulti bekommt jetzt auch einen rechtlichen Rahmen.
Wer sich zum Beispiel als Expat in Dubai scheiden lassen will, kann das ab sofort nach dem Recht seines Heimatlandes tun.
Strengere Gesetze gelten nun für Übergriffe auf Familienangehörige, Stalking, sexuelle Belästigung. Und ein großes Ah geht durch die große Gemeinde der Expatriats aus aller Welt: Ab sofort ist es legal, zusammen in einer Wohnung zu leben, auch wenn man nicht verheiratet ist oder in einer gemischten Wohngemeinschaft lebt. Zwar wurde dies bisher nie wirklich bestraft oder kontrolliert – aber jetzt ist es legal.
Und Alkohol ist offiziell nicht mehr in Dubai verboten. Bisher war dieser nur „geduldet“ – zum Beispiel in Hotels oder für all diejenigen, die eine private Alkohollizenz fürs Bierchen zu Hause beantragt hatten. Es ist also zu erwarten, dass in Zukunft auch Restaurants und Cafés außerhalb der Hotels Alkohol ausschenken dürfen. Die Grenze für den Konsum soll aber bei 21 Jahren bestehen bleiben.
Kai Böcking …
ist sehr überrascht und angetan von der Art, wie sich Dubai im Zuge von Corona für Ausländer als Business-Leisure-Bleisure-Ziel für mehrere Monate öffnet. Im September 2020 war er selbst für einen Dreh dort, im November reist er noch einmal nach Dubai. Wir berichten von seinen Erfahrungen im neuen Printmagazin, das am 18. Dezember 2020 erscheint, und ausführlich hier bei www.bleisuretraveller.com.
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