HONGKONG
LEISURE

Hongkong geht auch länger

Schnell hin – wieder hin und weg sein – und weiter. Das ist Hongkong für mich. Diesmal bin ich endlich länger geblieben.

Als ich vor über 30 Jahren zum ersten Mal Hongkong besuchte, ist man noch im spektakulärsten (und gefährlichen) Landeanflug der Welt über die Dächer der Millionenmetropole zum legendären Flughafen Kai Tak geflogen. Aus dem ist inzwischen ein fetter Cruise-Terminal geworden. Überhaupt scheint Hongkong, trotz chronischem Platzmangel, ständig zu wachsen. Mit geplanten Transport- und Tourismusprojekten wie der „Greater Bay Area“ werden die drei Mega-Städte Guangdong, Macau und Hongkong zum Beispiel noch einmal näher zusammenrücken.

Der neue Rush und Rausch der Stadt ist mir diesmal aber egal. Denn Hongkong ist auch leise geworden – das merkt man schnell, wenn man mal in dieser Mega-Metropole stehenbleibt. Wo sich noch vor Jahren eine qualmende, benzintriefende Autoschlange von Central nach Kowloon quälte, summen jetzt überwiegend Hybrid- und Elektroautos durch die Stadt. Das ist schön für die Gesundheit und für die Ohren. Zwischendurch bin ich trotzdem froh, in die historische Star Ferry zu steigen, die knarrend die verschiedenen Inseln Hongkongs anläuft. Von Central aus geht es mit der altehrwürdigen Doppeldecker-Tram samt Glockenschlag an jeder Haltestelle entlang der historischen Sehenswürdigkeiten

Neue, kleine Schwester

Einfach mal in Hongkong ein paar Tage länger bleiben – das gönne ich mir im rundum-erneuerten The Landmark, zentral in Central gelegen.

Die 2005 eröffnete, „kleine Schwester“ des ersten Mandarin Oriental Hotels überhaupt wurde vor kurzer Zeit up-gegradet. Und die 111 Zimmer und Suiten dabei kräftig aufgefrischt: feinste Hölzer, Metall Chic und ein rundes! Badezimmer, inklusive Blick auf die Skyline. Auch das Oriental Spa wurde erneuert. Neben hervorragenden Treatments kann man sich hier die Füße besonders schön machen lassen – Dank des Pediküre-Konzepts des französischen Fußvirtuosen Bastien Gonzalez.
Ein Hot Spot für Foodies ist das Restaurant Amber mit der Zwei-Sterne-Küche von Küchenchef Richard Ekkebus. Gerade erst wurde das Amber nach einer Rundum-Renovierung wiedereröffnet, die Küche ist, wie gewohnt, innovativ und „amazing“ geblieben. Neu an den Start gegangen sind im Hotel zudem das Sushi Shikon – als „Ginza-Sushi-Erlebnis“ von Meisterkoch Masahiro Yoshitake, dem ersten mit drei Michelin-Sternen ausgezeichneten japanischen Küchenchef in Hongkong – und das Kappo Rin – auch von ihm, aber viel zwangloser mit einem Barkonzept und moderner japanischer Küche.

Und: Psst….bitte weitersagen! Durch eine alte Telefonzelle geht es ins neue Cocktail-Mekka, in die Speak Easy Bar „PDT (Please don’t tell)“, die es sonst nur in New York gibt.

Quick Getaway

Dass Hongkong eng und überfüllt ist, macht ja irgendwie auch den Charme der Metropole aus. Aber es geht auch grün. Und zwar quasi direkt vor der Haustür. Wer mit der Seilbahn auf den berühmten Victoria Peak fährt, den erwarten ausgedehnte Wanderwege mit atemberaubenden Blick auf Hongkong. Von hier sieht man, wie viele Parks und Grünflächen es in der Millionenstadt gibt.
Einziger Wermutstropfen: Auf dem Peak ist man nie allein. Zumindest nicht in unmittelbarer Nähe der Bergstation mit eigenem Shoppingcenter. Lieber das Weite suchen und zu Fuß herunterlaufen. Dabei bekommt man auch eine leise Ahnung, wie man in Hongkong wohnt und lebt.

Steile Klippen, grandiose Felsformationen, riesige Steinquader, Stauseen und unberührte Wandertouren findet man wiederum im Unseco Geo Park in den New Territories. Eine Stunde mit dem Auto entfernt, ist das die wirklich einsame, grüne Seite der Stadt. Es gibt ausgedehnte, anspruchsvolle Tagestouren für erfahrene Wanderer. Grandios.

Für mich als ausgesprochenen Foodie darf niemals bei einem Hongkong-Trip ein Besuch auf Lamma Island fehlen (Foto oben). Hier läßt sich regelmäßig Starkoch Tim Raue inspirieren. Im Fischerdorf Sok Kwu Wan setzt man sich in eines der einfachen Fischrestaurants am Strand und isst das, was das Meer fangfrisch hergibt. Hier wird kaum Englisch gesprochen … einfach draufzeigen, was man haben will, und genießen. Und ach ja: Auf die Insel gelangt man übrigens auch mit den berühmten Star Ferrys.

Und falls noch Portugal lockt: Die endlich geöffnete, längste Brücke der Welt führt auf dem schnellen Weg von Hongkong nach Macau. Damit ist das Spielerparadies innerhalb einer Stunde zu erreichen und lohnt sich wirklich. Hier eine katholische Kirche, da ein Gemächt von Pferden als Delikatesse – die exotische Mischung aus portugiesischer und chinesischer Tradition ist einmalig und kommt in vielen Teilen der Stadt noch immer ohne Disneyland-Attitüden aus.


Kai Böcking …

sucht regelrecht nach Gelegenheiten, um wieder nach Hongkong fahren zu „müssen“. Weil die Metropole es schafft, trotz allem nicht ihren historischen Charme zu verlieren. Und weil es hier das beste Essen der Welt gibt. Er kommt wieder, sagt er. Bald.

Fotos: © iStock.com/Nikada, © iStock.com/LeeYiuTung, The Landmark, Mandarin Oriental, Konzack

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