„Bleisure direkt in Kuala Lumpur? Ein neues öko-lässig-luxuriöses Stadthotel lädt zum Resort-Gefühl über den Dächern der quirligen Metropole ein.“
Zugegeben, Malaysias weiße Strände und der Dschungel locken. Aber es lohnt sich auch, in Kuala Lumpur zu bleiben. Nicht, um sich hier europäisch durch die Straßen treiben zu lassen. Dafür ist KL, wie alle sagen, in weiten Teilen nicht gemacht. Aber um den friedlichen Spirit der drei großen Kulturen Malaysias aufzusaugen, der chinesischen, indischen und malayischen. Um die alten Märkte und modernen Plätze mit ihren Skyscrapern zu entdecken. Und um am Stadtrand Tempelanlagen wie die Batu Caves zu erkunden.
Kuala Lumpur wirkt dabei im Vergleich zu Singapur oder Bangkok klein, ohne Ellenbogen und doch als internationales Drehkreuz und aufstrebende Businessmetropole. Ob im Restaurant oder in den ansässigen Firmen selbst – überall wird meist Englisch als Common Language gesprochen. Manche wechseln mit anderen ins Mandarin, obwohl sie indischer Herkunft sind. Das Chinesische Neujahr ist genauso ein Nationaler Feiertag wie das buddhistische Wesak-Fest und das muslimische Aidil Adha. Und auch wenn nicht jeder immer genau sagen kann, was die andere Religion gerade genau feiert – man weiß, dass es noch etwas anderes gibt, man erlebt es mit. Und in dieser Stadt entspannt das ungemein.
Als ich an der Metrostation Bangsar, nahe dem Little India Brickfield, aussteige und schweißgebadet von der sengenden Hitze ins Hotel Alila Bangsar eintrete, erlebe ich das, was der Stadt bisher fehlt: Pflanzen, Vögelgezwitscher, Ruhe, frische Luft und lässige Moderne. Ein Oasen-Ort, cool und natürlich.
Das schwarze Hochhaus wurde nach zahlreichen umwelt- und energiefreundlichen Maßstäben gebaut. Durch eine Fenstertönung kann täglich weniger Wärme eindringen. Die Pflanzen in und um das Haus werden mit gesammeltem Regenwasser versorgt. Der Pool chloriert mit einem natürlichen, aus Salz gewonnenen Chlor.
Grün essen
Im Erdgeschoss bekomme ich schon im Restaurant Botanica+Co eine Ahnung vom Abschalterlebnis, das mich die nächsten drei Tage erwarten könnte. Bei viel Licht, Luft, Holz und Grün treffen hier selbst gebackenes Brot, Latte und Superfood Salat auf Laksa, Nasi Lemak und Curry mit lokalen Produkten. Das Restaurant ist zu jeder Tageszeit lecker und lässig, ob beim Morgenkaffee, zum Business Lunch oder entspannten Abendessen.
Ausschließlich in den obersten Stockwerken befindet sich das Alila Bangsar. Der Lift zum 41. Stockwerk entlässt mich hier in eine Oasenwelt aus mineralischem Gestein, tropischen Bäumen, weißen Loungemöbeln und riesigen Fensterflächen. Am seitlich gelegenen Tresen checke ich ein und bekomme vom Team jetzt und alle Tage auf jede Frage eine gute Antwort.
Von einem anderen Lift aus gelange ich bis zum 35. Stockwerk zu den Zimmern – auf jeder Etage mit einem Lounge-Bereich mit kalten Juices, Wasser, Kaffee und Trockenfrüchten. Die Zimmer und Suiten stehen für die gesamte Lässigkeit im Haus mit Holzböden und -möbeln in Kombination mit elegantem goldenen und dunklen Edelstahl. Mit fließenden Wohn-, Schlaf- und Badatmospären samt Panoramablick auf Brickfield und die Skyline der Stadt.
Resort über der Stadt
Die in Singapur ansässigen Alila Hotels and Resorts betreiben bisher mehrheitlich Luxus-Leisure-Resorts “auf dem Land”, wie man so schön sagt. Das große Spektrum reicht vom Insel-Öko-Resort auf der kambodschanischen Koh Russey über eine alte Zuckerfabrik im chinesischen Guilin/Guangxi bis hin zu einem Bergresort in Jabal Al Akhdar im Oman. Mit einem Haus im indonesischen Jakarta gibt es neben Kuala Lumpur noch ein weiteres Alila Hotel in einer Millionenmetropole – und damit ebenfalls eine Adresse an einem Ort, der nicht in erster Linie für Bleisure steht. Aber genau das nutzen die Alila Hotels für ihre Oasenkreationen. Genau das macht sie zum Oasenexperten.
Im Alila Bangsar schlägt das Resortherz des Luxusstadthotels in den drei obersten Stockwerken des Hochhauses – und zwar im Ruhepuls. Das liegt vor allem am Pool auf Etage 40 und seiner Dschungellandschaft. Fernab von Insta-Touristen genießt man hier erhaben Zeit und Auszeit. Wer seine Bahnen zieht, gleitet mit Vogelgezwitscher im Ohr auf die Hochhauswelt zu. Die halbhohe Rundumverglasung gibt von den Ruheliegen aus den Blick auf die so ruhig wirkende Stadt frei. Auf den Pool selbst kann man auch von den etwas höher gelegenen Galeriebereichen, dem dreistöckigen Atrium, blicken. Business und Hangout mitten in der malayischen Hauptstadt.
Einmal französisch, bitte!
Ein paar Stufen höher befindet sich das “Entier” – ein französisches Restaurant, das es bei allem asiatischen Crossover und den üblichen Italienern um die Ecke so bisher in KL noch nicht geben dürfte. Chefkoch ist hier Masashi Horiuchi, ein Japaner, der 20 Jahre in Europa und vor allem in der Schweiz und in London gearbeitet hat. Das Prinzip “From nose to Tail” wird hier vom “Chicken roasted in salt crust dough” über “Ox Tail Mantou” bis zum “Dry-aged thinly sliced hokkaido shabu beef” gelebt. Im Angebot sind Menüs, die speziell zum Pairing und Sharing gedacht sind. French Haute Cuisine im entspannten Enjoy-Dining-Style. Wirklich großes Kino. Und einfach lecker!
Danach lockt die Bar auf der gleichen Ebene oder die Rooftopbar darüber – sehr cool und spektakulär minimalistisch.
Ein eigenes Entdeckerprogramm
Die Alila Hotels haben bereits vor vielen Jahren für jedes ihrer Häuser ein Discovery-Programm entwickelt, das wirklich begeistert. Quasi schon lange bevor die Sharing Economy das Prinzip “Live like a local” zum Star gemacht hat. Denn wer mehr, fernab der ausgelatschten Touristenpfade kennenlernen will samt Unterstützung sozialer Projekte, der kann hier Angebote nutzen, die sich grob um Themen wie Cultural Learning, bewusstes Leben, Outoor Activities und Culinary Arts drehen. Konkret reicht das Spektrum von der morgendlichen Bootstour mit dem Fischer, dem man bei der Arbeit hilft, über den Marktbesuch mit einem Koch bis hin zur einsamen Trekkingtour. Im Alila Bangsar können Gäste speziell das Zinnhandwerk in Royal Selangor entdecken, im Dschungel an einer Cooking Class teilnehmen oder das Yoga-Studio im Viertel besuchen, mit dem das Hotel zusammenarbeitet. Generell verschreibt sich jedes Haus und damit auch jeder Gast verschiedenen sozialen Projekten. Das Hotel in KL zum Beispiel unterstützt den Malayischen Verband für Blinde, indem mit jeder Übernachtung ein fester Betrag an den Verband gespendet wird. In jedem Zimmer wird zudem ein “Giving Bag” platziert – also alles, was ein Gast nicht nutzen will, kann er hier zurücklassen, und es wird an eine Wohltätigkeitsorganisationen gespendet.
Ich nehme im Rahmen des Discovery-Programms an einem Batikkurs in der Stadt, etwa eine halbe Stunde vom Hotel, teil und denke mir noch: Batik, das ist doch etwas aus den 1980er Jahren, damit haben wir doch als Kinder in der Badewanne herumexperimentiert. In Malaysia hat Batik eine jahrhundertealte Tradition, wird als großes Kunsthandwerk gelebt. Und die “Batik Boutique”, in der ich einen halben Tag lang meinen eigenen Seidenschal bedrucken, bemalen und färben darf, ist zugleich ein ambitioniertes Fairtrade-Projekt.
Initiiert von der Amerikanerin Amy und der malayischen Ana, arbeiten hier einzelne kleine Kunsthandwerker zusammen und entwickeln hochwertige Batikstoffe, Kleidungsstücke, Taschen und Kissen, die weltweit verkauft werden. Die Kofferanhänger etc., die als Give-aways im Alila Bangsar zu finden sind, stammen ebenfalls von hier.
2015 entstand für dieses Angebot auch ein Nähzentrum, indem die Kunsthandwerker wohnen und weite Wege zur Arbeit und für die Kinderbetreuung entfallen. Die Näher/innen legen hier selbst ihre Stunden und ihr Gehalt fest. Zugleich finden in der Batik Boutique Kurse für Frauen statt, die als alleinerziehende, muslimische Zweit- und Drittfrauen oft nicht lesen und schreiben können. In der Werkstatt erhalten sie eine kleine Ausbildung und werden in ihrem Alltag unterstützt.
Am Ende des Tages bin ich beeindruckt von der Ganzheitlichkeit und Internationalität dieser kleinen Werkstatt und dieser großen Stadt. Von der Leidenschaft der Frauen, von ihren Erzählungen über das bunte Malaysia, die besonderen Orte und Küche des Landes. Kuala Lumpur ist wirklich vielseitig, modern und grün – nicht überall, aber an bestimmten Orten, die entdeckt werden wollen.
Sylvie Konzack …
hat noch immer das Vogelzwitscher im Ohr, wenn sie an Kuala Lumpur denkt. Und findet, dass es Stadtresorts wie dieses weltweit in jeder Metropole geben sollte. Nicht, um die xte insta-taugliche Eventaussicht mit Luxus-Skybar zu inszenieren, sondern um lässig, unaufgeregt und grün dem Businessalltag in Metropolen zu entfliehen. Auch in jenen, die alles andere als Bleisure versprechen: Ruhe in Bombay, Grün in Dakar, Frieden und Sicherheit in Islamabad.
Auf einen Blick
Anreise: Mit dem Auto vom Flughafen ca. 50 Minuten – bei Verkehr noch viel mehr. Stressfreier ist die etwa halbstündige Fahrt mit der klimatisierten Metro über Sentral bis Bangsar. Die Station Bangsar liegt gegenüber des Alila Bangsar und ist über eine Fußgängerbrücke direkt erreichbar.
Hotel: Das Alila Bangsar Kuala Lumpur befindet sich mit seinen 143 Zimmern und Suiten im immer hipper werdenden Viertel Bangsar, nahe Brickfield, dem Little India von Kuala Lumpur. Das Hotel belegt ausschließlich die obersten Etagen des neugebauten Hochhauses. Auf den letzten drei Dachetagen befinden sich der Pool, das Restaurant Entier und die Bars, im Erdgeschoss zudem das Botanica+Co.
Adresse: Alila Bangsar Kuala Lumpur, East Side, 58, Jalan Ang Seng, Brickfields, 50470 Kuala Lumpur, Wilayah Persekutuan Kuala Lumpur, Malaysia, +60 3-2268 3888
Fotos: Alila Bangsar Kuala Lumpur, Konzack