„Scheich Zayid bin Sultan Al Nahyan hat sich auf Sir Bani Yas Island einen Traum erfüllt. Ich habe ein paar Tage mitgeträumt.“ Kai Böcking
Mal raus aus Abu Dhabi zu kommen heißt, in wenigen Minuten mitten in die Wüste abzutauchen. Unter das Mantra des Bleisure-Geheimtipps mit mehr Entdecker- als Entertainmentfaktor fällt hierbei Sir Bani Yas Island – eine Insel der abgelegenen Eilandgruppe Desert Islands, etwa zwei bis drei Autostunden (plus Fähre) von Abu Dhabi entfernt.
Ich fliege für meine kurze Wüstensafari nur eine Stunde mit dem Wasserflugzeug und genieße einen fantastischem Blick auf das Inselparadies. Scheich Zayid bin Sultan Al Nahyan, Gründer der Vereinigten Arabischen Emirate, hatte sich hier seinen Traum erfüllt: aus der vertrockneten Insel ein Naturschutzgebiet für bedrohte Tierarten zu machen. Über 40 Jahre lang ließ er dafür etwa drei Millionen Bäume und Sträucher anpflanzen sowie fast 20.000 Tiere auf die Insel bringen – allesamt Arten, die lange in der Wüstenregion heimisch waren. Entstanden ist ein Paradies, das viele, die in Abu Dhabi und Dubai kurz- und langfristig arbeiten, noch nicht auf dem Schirm haben.
Out of Africa-Momente
Erst vor einigen Jahren war die einsame Tierinsel auch für den Tourismus geöffnet worden. Die Anantara-Hotelgruppe betreibt hier für eine limitierte Zahl an Gästen drei Hotels. Vom Fährhafen aus gelangt man zu diesen via Shuttlebus über die wenigen geteerten Straßen – und hat dann die Wahl: im Abu Dhabi Desert Islands Resort & Spa, dem ehemaligen Gästehaus des Scheichs, wohnen oder in einem der beiden Öko-Resorts am Strand oder mitten im Busch. Ich entscheide mich für letzteres und damit für das Al Sahel Resort mitten im Naturpark der Insel. Die begrünte Zufahrt zum Haupthaus erinnert an eine Safari-Lodge in Südafrika. Überall blühende Sträucher und Rasenflächen, auf denen Pfaue und Gazellen grasen. Zugleich ein emirate-typischer Fünf-Sterne-Service samt Bar, Fitness, kleinem Spa und Gemeinschaftspool. Im Restaurant „Savannah“ erweist sich der kenianische Koch als Meister des Wildfleischs. Dieses wird importiert, weil auf Sir Bani Yas Island nicht gejagt wird.
Mit dem Golf-Buggy gelange ich nach wenigen Minuten in meine Busch-Villa. Wie an einer Perlenschnur aufgereiht, liegen hier die erdfarbenen Flachbauten, von knorrigen Büschen umgeben, mitten in der Savanne. In der 70 Quadratmeter großen Villa treffen das Himmelbett mit Terrassenblick und die offenen Dachbalken auf traditionelle Holzmöbel und eine freistehende Kupferbadewanne. Die Terrasse wartet wiederum mit einem kleinen Pool auf, der danach schreit, mit einem Glas Wein in der Hand die Tiere in der Nähe der Villen zu beobachten. Der Out of Africa-Moment hier ist unbezahlbar.
Naturparadies mit viel Förderung
Trotz ihrer Abgeschiedenheit sind die Villen mit Technik wie TV, Musikanlage oder Minibar ausgestattet. Wer will, kann hier auch per WLAN kostenfrei ins Internet. Angesichts der Abenteuer, die draußen im Busch warten, aber keine echte Versuchung. Am späten Nachmittag werde ich von zwei Rangern zur ersten Safari abgeholt, und wir begegnen bald Giraffen, Oryx-Antilopen, Gazellen und sogar Geparden. In riesigen eingezäunten Gebieten dürfen sie alle vollkommen ungestört leben und jagen. Da vergisst man leicht, dass um jeden der drei Millionen Bäume und Sträucher ein dünner schwarzer Bewässerungsschlauch liegt. Millionen Liter Wasser werden jeden Tag vom Festland auf die Insel gepumpt. Neben den Wasseraufbereitungsanlagen auf der Insel die einzige Chance, dieses Paradies am Leben zu erhalten. Denn natürliche Wasservorkommen gibt es hier seit Jahrhunderten nicht mehr. Ökologisch sicher fragwürdig – in der Konsequenz, so diesen Tieren das Überleben zu sichern, aber ein weltweit einmaliges Projekt.
Kai Böcking …
hatte schon beim Besuch des Wüstenhotels Arabian Nights Village ein anderes Abu Dhabi kennen lernen können. Sir Bani Island überraschte ihn mit dem hohen Anspruch an die Rückkehr eines Naturparadieses samt der Angebote für eine Wüstensafari.
Auf einen Blick
Anreise: Nach Sir Bani Island, ein Teil der Desert Islands, gelangt man von Abu Dhabi aus in etwa zwei bis drei Autostunden und einer kurzen Fahrt mit der Fähre und dem Shuttlebus. Über www.seawings.ae können auch Charterflüge nach Bani Yas gebucht werden.
Hotel: Zur Auswahl stehen drei Anatara-Hotels: Das Desert Islands Resort & Spa Hotel (ehemaliges Gästehaus des Scheichs) mit über 64 Zimmer, Villen und Suiten zwischen 52 und 200 Quadratmetern, das Öko-Resort Anantara Al Yamm mit 30 Villen zwischen 68 und 229 Quadratmetern und teilweise eigenem Pool und das Anantara Al Sahel mit 30 rustikalen Luxusvillen im Busch, teilweise mit kleinem Terrassen-Pool. Insgesamt gibt es in den drei Resorts fünf Restaurants und mehrere Bars. Jedes Hotel hat eigene Spa-Angebote. Und: Alle Safaris und Aktivitäten (Strandsurfen, Mountainbike- Touren, Trekking usw.) können über die jeweiligen Hotels gebucht werden.
Adresse: Desert Islands Resort & Spa by Anantara Sir Bani Yas Island, Al Ruwais Abu Dhabi, UAE, +971 2801 5400
Fotos: Sir Bani Yas Islands, Anantara Sir Bani Yas Island Al Sahel