„Für mich gehört zum Innsbruck-Feeling, dass man das Skifahren und (remote) Arbeiten in der Stadt perfekt verbinden kann – dies gut und gern mit Bus und Bahn. Das Motto wird dann zum Programm: mit den Öffis vom Coworking Space auf die Piste.“ Verena Wagner, Buchautorin und Journalistin
Innsbruck ist seit Jahren meine Heimat – auch weil die Stadt eine bekannte und beliebte Destination für die Kombination aus Skifahren, Wandern und Arbeiten ist, gerade für digitale Nomaden. Wer den sportlichen Ausgleich zum Job in den Bergen liebt, findet in Tirols Landeshauptstadt perfekte Bedingungen. Ob Skifahren, Rodeln, Snowboarden, Eisklettern oder Schneeschuhwandern – es gibt allein im Winter ein überreiches Angebot und Equipment für jede Sportart zum Ausleihen in den unzähligen Sportgeschäften der Stadt oder an den Liftstationen. Wer in der Stadt remote im Coworking Space oder Hotel arbeitet, kann also zwischendrin seine Pause auf der Piste nutzen oder die Familie, wenn sie mitgebracht wurde, losschicken.
Innsbruck zählt rund 130.000 Einwohner, der Ballungsraum über 300.000 Menschen. Die Alpenmetropole hat jede Menge urbanes Flair, Subkultur und Weltstadt-Feeling. Denn nicht zuletzt tummeln sich in der kleinen Altstadt rund um das Goldene Dachl auch ganzjährig internationale Gäste, die länger bleiben. Neben vielen aus dem nahen italienischen Nachbarland, zählen dazu auch zahlreiche Niederländer, Isländer, Asiaten oder Neuseeländer. 30.000 Menschen haben in Innsbruck ihren Zweitwohnsitz, darunter zahlreiche Studenten. Viele von ihnen eint die Liebe zu den Bergen und den zahlreichen spannenden Sportarten im Sommer wie im Winter.
Vom Office mit öffentlichen Verkehrsmitteln auf die Piste …
Ein großes Plus in Innsbruck ist also die Kombination aus urbanem Lifestyle und Naturnähe – perfekt zum Skifahren und Remote Working schon am gleichen Tag. Nicht nur ein Skigebiet, sondern gleich mehrere liegen an den Berghängen rund um Innsbruck und sind gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar.
Am Busbahnhof vor dem Hauptbahnhof nehme ich zum Beispiel den Postbus L1 bis zur Axamer Lizum, dem größten Skigebiet vor den Toren Innsbrucks und richtig betont mit langgezogenem U. Einfach mit den Skiern einsteigen, es braucht kein Ticket. Der Bus fährt etwa 45 Minuten bis direkt zur neuen 10er-Gondelbahn des bis in den April hinein schneesicheren Skigebiets.
Pistentechnisch gibt es für Anfänger einen Schlepplift und einfachere Pisten, insgesamt führen neun Liftanlagen hinauf zu Sonnenhängen, langen Abfahrten über leichte, mittelschwere und anspruchsvollere Pisten. Auch Skitouren- und Rodel-Fans kommen auf ihre Kosten. Von der Terrasse oder vor der Schirmbar am Hoadlhaus auf 2.340 Meter halte ich oft eine kleine Pause lang inne. Hier kann man wieder Mails checken, telefonieren und wenn es sein soll, am Laptop arbeiten.
Wer sich das Equipment ausleihen möchte, findet direkt neben der Kasse im Shop an der Talstation der Hoadlbahn einen Ski- und Boardverleih. Die eigene Winterausrüstung ist wiederum im Skidepot sicher aufbewahrt – auch das macht das Skifahren und Arbeiten mit dem eigenen Equipment stressfrei.
70 Prozent Gefälle über der City
Skifahren auf der Nordkette, den felsigen Gebirgszügen, die direkt über dem Stadtzentrum und dem Inn aufzuragen scheinen – auch das ist wohl mehr als besonders. Der Stadtbus J verkehrt aus dem Zentrum von Innsbruck von der Endhaltestelle am Hausberg Patscherkofel auf der einen und der Nordkettenbahn auf der anderen Seite der Stadt. Die von der Star-Architektin Zara Hadid designte Hungerburgbahn – auch die Skisprungschanze Bergisel stammt aus ihrer Feder – startet direkt in der Altstadt an der Station Congress. Von dort aus dauert es mit der Seilbahn weniger als 30 Minuten, um ins Skigebiet auf der Seegrube zu gelangen.
Auch bei weniger guten Schneeverhältnissen lohnt der spektakuläre Blick von der Seegrube oder dem Hafelekar (Gipfelstation auf 2.256 Meter) über die Stadt. Beide Bergbahnstationen verfügen über Restaurants mit Sonnenterrasse bzw. Aussichtspunkt. Doch vom Hafelekar starten nur die absoluten Ski-Vollprofis. Mit über 70 Prozent Gefälle gehört die Karrinne zu den steilsten Pisten der Welt. Ohnehin muss das Gebiet sowohl von der Lawinenkommission als auch von der Nordkettenbahn freigegeben sein. Also, ich bin dann doch eher für einen entspannten Sundowner nach der Arbeit in der Iglubar oder für ein Abendmenü im Restaurant Seegrube.
Arbeitspause direkt an der Piste
Ein weiteres spannendes Skigebiet zum Skifahren zwischen den Arbeitsphasen, das mit den Öffis gut zu erreichen ist, liegt im wunderschönen Wipptal: die Bergeralm. Die S-Bahn (S3, S4) verkehrt in 20 Minuten von Innsbruck Hauptbahnhof Richtung Brenner im 30-Minuten-Takt. Am Bahnhof Steinach am Brenner halten auch Schnellzüge.
Ansonsten sind es vom Bahnhof 15 Minuten zu Fuß zur Bergeralm. Es gibt aber auch verschiedene Busverbindungen. Vom Bahnhof Matrei am Brenner fährt die Linie 4141 bis vor die Gondelstation der Bergeralm.
Ein ganz besonderes Feeling ist es, auf der Piste hoch über den Fahrzeugen, die auf der Gschnitztalbrücke Richtung Brenner unterwegs sind, zu carven. An einer Stelle auf der Talabfahrt hat man fast das Gefühl, mit einem gewagten Sprung über die Brücke zu fliegen – oder aber in die Autobahn zu rasen. Das passiert natürlich nicht, aber von dieser Piste aus kann man den Auto-Insassen direkt zuwinken.
Für gewöhnlich verbringe ich den Skitag hier aber viel höher im Naturschneegebiet der Bergeralm und auf den Pisten am Hochsonnberglift und zwischen Mittel- und Bergstation. Dort ist von der Autobahn nichts zu sehen und das Panorama reicht über das Wipptal hinweg. Das Skigebiet ist ein gemütliches. Die Gegend ist ein Paradies für Skitourengeher, und auch hier führt eine Rodelbahn bis zur Talstation.
Wer ein paar Tage hier bleiben möchte bzw. auch von hier aus arbeiten möchte, findet sein Domizil oben am Berg, direkt an der Mittelstation. Die Apartments mit Balkon oder Terrasse für zwei bis sechs Personen gehören zum Panorama-Restaurant, unten am Parkplatz liegt zudem das Jufa Hotel, ein neu renoviertes Drei-Sterne-Haus, keine fünf Fußminuten von der Gondel entfernt. Zudem befindet sich hier auch das Gebäude der „Tunnelwelten“, dem interaktiven Museum zum Brennerbasistunnel-Bauprojekt, und eine Trattoria mit großer, einladender Sonnenterrasse.
Offene Coworking Spaces in Innsbruck
Wo kann man in Innsbruck remote arbeiten? Dafür gibt es einige Coworking-Spaces, die sowohl monatsweise als auch pro Tag oder mit einer Zehnerkarte gebucht werden können.
Die älteste offene Bürogemeinschaft wurde im letzten Jahr umgebaut: Der StockEINS in der Bäckerei Kulturbackstube in der Dreiheiligenstraße beherbergt seit Jahren Kreative, Selbständige und Jungunternehmer und wurde unlängst zum Impact Hub Tirol.
Dieser ist aus der Organisation SETup (Social Entrepreneurship Tirol) hervorgegangen und zählt Tiroler Social Startups wie die Feldschafft, Re.paro und Greenroot. Seit 2022 ist der Veranstaltungs- und Coworking-Standort Bäckerei erneuert und integriert worden.
Nur um zwei Kurven befindet sich ein weiteres Coworking-Traumhaus in der Pembaurstraße auf 800 Quadratmetern und fünf Ebenen: das Wundervoll. In diesen ebenfalls inspirierenden Arbeits-, Begegnungs- und Denkräumen vernetzen sich Selbstständige, Unternehmer, Firmengründer und digitale Nomaden. Auch hier besteht die Möglichkeit, Tagestickets oder 10er-Karten zu lösen. Das gilt auch für den Coworking Space der Wirtschaftskammer Tirol.
Einen weiteren spannenden Coworking Space für Tüftler, Techniker und Talente aller Art gib es im Unternehmens- und Kreativzentrum der Werkstätte in Wattens – nächstes Skigebiet wäre hier der Glungezer bei Tulfes.
Verena Wagner …
arbeitete viele Jahre als Food- und Reise-Redakteurin in München und lebt seit über zehn Jahren an verschiedenen Orten in Tirol, am längsten davon in Innsbruck. Hier hat sie u.a. auch zwei Wanderführer geschrieben, sodass ihr nächster Artikel bei uns gut und gern „Trekking und Remote Working in Innsbruck“ lauten könnte.
Fotos: © Wagner