„,Über den Wolken … muss die Freiheit wohl grenzenlos sein …’… zumindest die digitale Freiheit war es lange nicht. Die neue Remote-Work-Welt stellt die Airlines vor eine große Aufgabe und bringt wachsende Wi-Fi-Lösungen. Ein Überblick.“ Kai Böcking
Schon vor Jahren haben Fluggesellschaften mit dem Experiment „Wi-Fi über den Wolken“ begonnen. Das Ergebnis war meist schneckenlangsam, teuer und unzuverlässig. Inzwischen hat sich hier einiges getan, das spürt jeder Vielflieger. Aber es bleibt ein Informationsdschungel, wenn man herausfinden will, welche Fluggesellschaft die Wi-Fi-Nase vorn hat oder eher noch haben wird. Die Palette reicht vom angeblich freien Internet für alle Klassen, über den Zugang nur durch Kundenbindungsprogramme bis zu Bezahlangeboten, von Message Service bis zum Full-Flat Internet über den Wolken. Es wird schneller über den Wolken, aber ohne Anmeldung geht nix – und viel ist erst geplant.
Air France kündigt für diesen Sommer einen neuen Hochgeschwindigkeits-Internetservice an, der allen Passagieren – unabhängig von der Reiseklasse – kostenlos zur Verfügung steht. Das Einloggen mit einem Flying Blue-Account genügt. Bis dahin sind die meisten Wi-Fi-Pakete kostenpflichtig. Das gilt auch für KLM.
Bis Mitte des Jahres will Cathay Pacific alle Flugzeuge mit Wi-Fi ausrüsten. Für First- und Business-Class-Passagiere ist der Service kostenfrei, ebenso für Diamond-Members. Alle anderen Gäste können Pakete kaufen. Ein Kundenbindungsprogramm ist nicht nötig. Roaming ist ebenfalls im Angebot.
Delta Airlines will bis Ende 2025 alle Flugzeuge mit dem Viasat-Wi-Fi-System ausstatten und es seinen Gästen dann kostenfrei zur Verfügung stellen. Voraussetzung ist auch hier eine Mitgliedschaft im Vielfliegerprogramm SkyMiles.
Schwergewicht und einer der Vorreiter des remoteworking@sky ist Emirates. Wer Skywards-Mitglied in der untersten Kategorie ist, kann kostenfrei chatten via WhatsApp, Messanger & Co. Umsonst ist Internet-Wi-Fi für Passagiere, die einen höheres Mitgliedslevel haben oder First-Class fliegen. Bezahlpakete stehen allen anderen zur Verfügung.
Finnair bietet auf allen Airbus-Maschinen Wi-Fi an. Kostenlos ist nur der Zugang zur Website der Airline. Auf der Langstrecke erhalten Business-Class-Passagiere und Finnair Plus Gold-Member eine Stunde freien Zugang. Auf Mittel- und Langstreckenflüge gibt es Pakete, die mit Geld oder Avios bezahlt werden können.
Gerade hat die Lufthansa (inklusive Swiss und Austrian Airlines) angekündigt, ab Sommer 2025 auf allen Langstreckenflügen für alle Klassen das Empfangen und Senden von Nachrichten anzubieten – unbegrenzt, kostenlos, inklusive des Sendens von Bildern. Aber nicht jeder Gast kommt in den Genuss. Voraussetzung ist bei der Lufthansa Group eine Travel ID oder ein Miles-&-More-Konto. Alle anderen Services bleiben – je nach Geschwindigkeit – kostenpflichtig.
Qatar Airways loggt sich ebenfalls Flugzeug für Flugzeug in Elon Musks Starlink-Netz. Bis Ende 2025 sollen alle Boeing 777-300 mit dem super-schnellen Netz ausgestattet werden, dass dann – angeblich – kostenlos in allen Klassen angeboten wird. Bis Ende 2026 sollen auch die Airbus-Flieger Starlink-tauglich werden. Bis dahin muss weiterhin bezahlt werden für Wi-Fi an Bord. Privilege Club-Mitglieder erhalten eine Stunde Zugang kostenlos pro Flug.
Mit Singapore Airlines kommt man als Bleisure Traveller schon seit einiger Zeit in den über alle Klassen kostenfreien Genuss von High-Speed-Wi-Fi, dies ohne Abstufungen. Dazu muss man entweder Mitglied des Kris-Flyer-Programms sein, die Suite, First oder Business Class fliegen oder PPS-Mitglied sein. Erfüllt man diese Bedingungen nicht, kann man verschiedene Pakete kaufen.
Auch Turkish Airlines, die Fluggesellschaft mit den meisten Flugverbindungen der Welt, bietet den digitalen Zugang über den Wolken an. Chatten geht mit einem Miles&Smiles-Zugang kostenlos. Wer es ohne Mitgliedschaft, schneller, länger und mit mehr Volumen haben möchte, zahlt drauf.
United Airlines hat ebenfalls angekündigt über den Wolken aufzurüsten. Bis Ende des Jahres soll zunächst die Regionalflotte der Fluggesellschaft mit dem ultra-schnellen Starlink von SpaceX ausgestattet werden. Ende des Jahres sollen die ersten Langstreckenflugzeuge folgen. Der Wi-Fi-Service soll für alle MileagePlus-Mitglieder kostenlos sein und den gleichen Leistungsumfang beinhalten wie die Konnektivität an Land. Bis dahin bleibt Wi-Fi bei United weitgehend kostenpflichtig, dies auch als Tages- und Monatspässe.
Fazit
Die Airlines rüsten mit Wi-Fi auf, denn eine funktionierende Internetverbindung über den Wolken ist ein Verkaufsargument – nicht nur für Remote Worker und Bleisure Traveller, sondern für alle, die online sein wollen/müssen. Noch sind die Zugänge meistens an die Airline-Meilenprogramme oder Reiseklassen gekoppelt. In Zukunft dürfte es einfacher werden, sich im Wi-Fi-Dschungel über den Wolken zurechtzufinden.
Der Bleisure Traveller wird das Thema als Reportage-Reihe Work@Sky weiterverfolgen und künftig regelmäßig Airlines samt ihrer Wi-Fi-Tauglichkeit ausprobieren.
Kai Böcking …
findet, dass die Wi-Fi-Zugänglichkeit im Flieger schon jetzt so wichtig ist wie der Platz und der Sitzkomfort. Bei der Airline, bei der man in der Luft am besten remote arbeiten kann, bucht man dann auch als Business & Bleisure Traveller eher.
Fotos: © United airlines, Emirates, Kantoci