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New Work, New Travel

Deborah Rothe ist Chefin der ITB Berlin, der weltgrößten Reisemesse.
Wir sprachen mit der 32-Jährigen über mehr Workation und Bleisure in der Zukunft, mehr Nachhaltigkeit und über ihre eigenen Workation-Erfahrungen.

Frau Rothe, inwiefern verändert New Work derzeit ein Stück weit die Reisewelt?

Ich sehe hier sehr viel Potenzial. Denn auch wenn in der großen Diskussion von New Work, Workation und Bleisure kein Massenphänomen steckt, sieht doch beinah jeder, wie diese Themen bereits gelebt werden. Auch die Unternehmen beschäftigen sich damit, wir sind hier mitten im Wandel des Mindsets und in einem Grundsatzwandel des Geschäftsreisetourismus. Laut einer Studie des Deutschen Reiseverbands ermöglichen bereits 89 % der Unternehmen die Kombination aus Geschäfts- und Privatreisen. Eine internationale Studie listet Firmen mit bis zu 180 möglichen Workation-Tagen auf. Unternehmen gewinnen damit heute Mitarbeiter, die Jüngeren erwarten dies sogar von ihrem Arbeitgeber.

Und im Tourismus selbst?

Dieser hat sich bereits darauf eingestellt und Workation und Bleisure als starke Möglichkeit für eine nachhaltige Tourismusentwicklung verankert. Diverse Hotelanbieter haben bereits Workation-Angebote im Programm, wie die TUI. Die Kanarischen Inseln bewarben 2020/21 ihre Glasfaserleitungen für Remote Work. Ich habe in der Covid-19-Zeit auf Teneriffa selbst Workation ausprobiert und erlebt, wie gut es funktioniert. Es ist eine tolle Art, die Arbeit mit dem privaten Vergnügen zu kombinieren. Auch weil man mehr am lokalen Leben im Land teilnimmt, etwas in die Wertschöpfung mit einbringt und Saisonzeiten verlängert. Und wenn dies am Ende auch zu einem nachhaltigen Tourismus beiträgt, sollten wir es definitiv unterstützen.

Welche Möglichkeiten haben Sie in Ihrem Job für Workations und Bleisure?

Ich reise viel und versuche, ein privates Wochenende anzuhängen und vielleicht auch eine weitere Geschäftsreise zu kombinieren. Aber da im März die ITB in Berlin startet, bleibt für private Reisen gerade eher wenig Gelegenheit.
Generell haben wir bei der Messe Berlin eine neue Geschäftsreiserichtlinie, die erlaubt, dass wir im Jahr 30 Tage im Mobile Office im Ausland verbringen dürfen. Derzeit stehen etwa fünf europäische Länder zur Wahl, und das Interesse im Team ist groß.

Inwiefern wird die ITB vom 5. bis 7. März 2024 in Berlin ­Bleisure und Workation zum Thema machen?

Grundsätzlich ist das Thema schon länger an den Ständen von Destinationen, Reiseveranstaltern und Hotels präsent. Beim ITB-Kongress bringen wir es auf die Bühne, vor allem beim Future Work Track und der Green Stage. Hier werden wir uns mit dem Wandel der Arbeitswelt, dem Fachkräftemangel sowie Bleisure und Workation als nach vorne blickende ­Themen beschäftigen. Auch während des Jahres haben
wir bereits in Podcasts etc. viel in unserer neuen Reihe
ITB 360 Grad darüber gesprochen.
Das Thema ist ein tolles Aushängeschild für Destinationen. Allein in Deutschland sehen wir eine klare Entwicklung in Richtung Naturreisen, auch mit Tiny-Houses, Teambuilding-Aufenthalten für digitale Teams o. Ä. – in der Kombination mit Workation wird hier die Generation von morgen abgeholt.

Herzlichen Dank für das Gespräch, liebe Frau Rothe! Wir sehen uns auf der ITB.


Sylvie Konzack …

… war im Gespräch mit Deborah Rothe sehr angetan davon, wie sehr die ITB die Themen Workation und Bleisure bereits im Fokus hat. Im März wird sie dort in den Messehallen wieder zwischen Bayern und Barbados durch die Welt reisen und mit vielen Akteuren zum Thema sprechen.

 

 

Foto: © Messe Berlin GmbH