„Wir sollten öfter die Tür aufmachen und auf Bleisure-Abenteuer gehen. Ich bin in diesem Jahr so bereits öfter durch die Alpen per Camper zu meinen Vorträgen gereist.“ Miriam Höller, Ex-Stunt-Frau, Speakerin und Moderatorin
Miriam, welche Rolle spielt das berufliche Reisen in Deinem Leben?
Eine sehr große Rolle. Seit ich mich mit 18 Jahren selbstständig gemacht habe, gehört das Reisen zu meiner Arbeit. Meine Berufe bringen mich an die verschiedensten Orte weltweit. Vor allem an exotischen Orten strahlt mein Herz. Ich bin eine Abenteurerin und liebe es, dass kein Tag dem anderen gleicht. Manche würde das wohl stressen, mich beflügelt diese Freiheit und Dynamik.
Wie oft im Jahr bist Du vornehmlich wo unterwegs?
Das kann ich gar nicht so genau sagen. Von 365 Tagen schlafe ich jedoch die wenigsten in meinem eigenen Bett.
Aber die meiste Zeit „on tour“ zu sein, ist auch anstrengend. Immer wieder neue Menschen, Orte und Eindrücke – habe ich mich gerade eingewöhnt, geht es oft schon wieder weiter. Deswegen versuche ich, die richtige Mischung zwischen Wurzeln und Flügeln zu finden. Die Ruhe in meiner Heimat, die vertrauten Gesichter, eingespielten Abläufe und meine Familie geben mir Sicherheit. So kann ich meine Batterien auftanken. Ich freue mich dann aber, wieder auszufliegen und Neues zu erleben.
Bleisure als Verlängerung der Geschäftsreise und Remote Work als Arbeiten in der Ferne – seit wann sind diese beiden Reiseformen ein Thema für Dich?
Seit Beginn meiner Selbstständigkeit lebe und genieße ich diese Flexibilität und Freiheit. Da ich von überall aus meine Jobs vor- und nachbereiten und teilweise sogar online umsetzen kann, liegt es nahe, die Möglichkeiten des Reisens und die Schönheit der Orte zu genießen. Meine Vorträge leben vor allem von meinen wirklich erlebten Geschichten. Ich studiere das Leben nicht theoretisch, ich erlebe es. Das, was mich heute so mutig, lebensfroh und resilient sein lässt, sind die Erfahrungen von meinen weltweiten Reisen. So mache ich mich auch heute noch auf die Suche nach besonderen Begegnungen mit Menschen und außergewöhnlichen Plätzen. Es ist die Inspiration, die ich für meinen Beruf brauche.
Wie lebst Du Bleisure und Remote Work aus?
Meistens sehr kurzfristig. Ich schaue mir regelmäßig meinen Kalender an, um zu sehen, wann und wo meine Aufträge stattfinden und ob es freie Tage davor oder danach gibt. Wenn ja, beschäftige ich mich mit dem Ort oder dem Land und nutze die Zeit bestmöglich aus. Habe ich einen Vortrag, zum Beispiel in der Schweiz, auf dem zwei freie Tage folgen, fahre ich mit meinem Reisemobil anstatt schnell hin und her zu fliegen.
Ich stelle mich dann mit dem Bus in die Berge oder an einen See und springe morgens kurz ins Wasser oder gehe eine Runde Mountainbiken, bevor ich arbeite. Danach mache ich die Nachbereitung des Jobs, erledige mein Daily Business wie Mails, Meetings usw. Und am Abend gehe ich auf weitere Geschichtensuche beim Spazieren, in Restaurants oder zu anderen Orten, die mich anziehen. Ich bin sehr neugierig und begeisterungsfähig, habe keine Angst, fremde Menschen anzusprechen und von ihnen zu lernen. Das macht für mich das Leben aus. Es bietet so viel und ist wahnsinnig bunt, und ich möchte so viele Farben wie möglich sehen und erleben.
Wohin gingen Deine letzten Bleisure- und Remote-Work-Ziele?
In den letzten Monaten ging es zum Bodensee und in die österreichischen Alpen. Auch in die Sierra Nevada in Andalusien oder auf die Inseln Naxos, Fuerteventura und Kos. Meine beruflichen Highlights sind jedoch ganz sicher Bali, Mexiko, Neuseeland, Nepal und Hawaii. Es muss aber nicht immer so außergewöhnlich sein. Inspirierende Menschen und Orte finde ich überall.
Wir Menschen sind auf der ganzen Welt gleich. Wir haben alle Ängste und Zweifel, Wünsche und Träume und unterscheiden uns vor allem durch die Bedingungen, wie und wo wir aufgewachsen sind, leben und durch die Einflüsse von außen. Wenn ich gerade von den Philippinen wiederkomme, wo in der Hauptstadt Bettelbanden ihren Kindern die Hände abhacken, damit sie mehr Geld von den Touristen bekommen, und ich in einer westlichen Großstadt auf Menschen treffe, die sich über zu helle Tische im Restaurant ärgern, weil sie geblendet werden, fühle ich mich sehr privilegiert, so einen tollen Job zu haben, der mich vieles lehrt. Vor allem Wertschätzung und Dankbarkeit für meine Heimat und mein gutes Leben.
Vor wenigen Wochen warst Du für eine Remote-Work-Tour mit dem Camper unterwegs. Wie kann man sich das vorstellen?
Ich hatte zum Beispiel einen Vortrag in Notwil am Sempachersee in der Schweiz. Am Abend bin ich weiter zum Melchsee gefahren und habe gerade noch die Sonne gesehen, wie sie zwischen den Bergen unterging. Dann habe ich mich in mein Bett gekuschelt und ein Buch über Persönlichkeitsentwicklung gelesen. Am Morgen wachte ich auf und sah, wie der feuchte Nebel auf 2.000 Meter noch in der Luft lag. Bis der sich verzog, arbeitete ich noch etwas.
Inwiefern werden Bleisure und Remote Work für Dich in den nächsten Monaten eine Rolle spielen? Welche Pläne hast Du?
Gerade durch mein neues Reisemobil eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten. Ich freue mich darauf, weiter meine Jobs mit Abenteuern zu verbinden. Das ist für mich mein gelebter Traum: selbstständig und örtlich unabhängig arbeiten zu können und die wertvollen Erlebnisse mit Menschen zu teilen.
Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie unfair und zerstörerisch das Leben sein kann und wie schwer es manchmal sein kann, es zu lieben und wertzuschätzen. Doch um genau das zu tun, sollten wir öfter die Tür aufmachen und uns auf Abenteuer begeben.
Sylvie Konzack …
findet, dass Miriam Höller über das, was Reisen und Arbeiten heute vielmals sein kann, beeindruckend reflektiert und dieses lebt. Ein paar Antworten zu ihren Fragen für dieses Interview tippte die Rednerin tatsächlich auch im Camper ein.
Foto: © Treudis Naß