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The Philly Taste

Philadelphia ist eine überwältigend grüne Stadt mit lebhafter Geschichte und viel Offenherzigkeit. Großzügig haben mich die Menschen hier in ihre Küchen eingeladen und meine Recherchen zum Bleisure-Trip gemacht.“ Mirko Reeh, TV- Koch und Gastautor des Bleisure Traveller

Für mich als Koch sind neue Orte immer spannend, um zu spüren, wie sich diese kulinarisch auf mich auswirken. Philadelphia habe ich als eine unglaubliche Stadt mit einer hochspannenden Historie über Freiheit und Toleranz erlebt sowie mit Kollegen, die Grandioses auf den Tisch zaubern.

Mirko Reeh in PhiladelphiaNur eine gute Flugstunde von New York City entfernt, steht Philadelphia für die Wiege der amerikanischen Geschichte, in der am 4. Juli 1776 in der Indepen­dence Hall die Unabhängigkeitserklärung unterzeichnet wurde. Wer seinen Business­trip in Pennsylvanias größter Stadt verlängern will, trifft daher auf eine große Auswahl an Museen und historischen Gebäuden und vor allem auf viel Kunst, Kultur und weltoffene Lebensfreude. Allein über 30 eigene Musical-Produktionen sind in der Stadt zu Hause. Auch das Übernachtungsangebot ist überwältigend und reicht von großen Ketten bis zu kleinen Häusern, für jeden ist etwas dabei. Ich übernachte im Warwick Hotel Rittenhouse Square – ein altes Gebäude, aber spannend restauriert, und die Zimmer sind auf dem neuesten Stand.

Fleisch zum Frühstück

Es ist ganz interessant, dass die Kultur und Küche Philadelphias gerade auch von den Nachfahren der deutschen, irischen und afroamerikanischen Einwanderer geprägt ist. Die Küchenstile sind entsprechend vielfältig, das zeigen auch die Märkte, in denen man in das kulinarische Herz Philadelphias eintauchen kann – vor allem im Reading Terminal Market. Hier reicht der Mix an den weit über 100 Ständen von der Amish Küche über die klassisch amerikanische Küche bis hin zu Kreationen wie der Schildkrötensuppe und Scrapple. Bei meinen Kollegen im Down Home Diner wird Scrapple seit 1987 im Original serviert, d. h. mit Fleischresten wie Schweineköpfen zubereitet und mit Zwiebelmarmelade gereicht. ­Belächelten die Amerikaner früher Scrapple als Arme-Leute-Essen, ist es heute eine Delikatesse, die auf allen Food-Touren gezeigt und probiert wird. Für mich persönlich ist die gemäßigte Variante mit Schweinewurst denkbar, denn Scrapple gibt es ausschließlich zum Frühstück.

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Und bleiben wir beim Frühstück: Meine Kollegen des Restaurant High Street on Market, das gern mit ausgefallenen Kreationen aufwartet, verarbeiten Beloni Wurst in einem Burger. Die Wurst ist eine Spezialität aus Philadelphia, die unserer Mortadella ähnelt, aber ohne Fettstückchen auskommt. Vor meinem Philadelphia-Besuch hätte ich diese niemals gebraten, aber sie schmeckt sehr lecker, wie auch der gesamte Frühstücksburger. In meiner Kochschule in Frankfurt bereite ich heute den Burger mit der klassischen Mortadella zu und sorge für viel Überraschung bei den Gästen.

Pubs und Cheesesteak

iStock-TheCrimsonMonkeyEs zeigt sich überall: In Philadelphia ist kulinarisch etwas los. Es gibt dutzende Restaurants und Speisen, die unterschiedlicher nicht sein können. Ein typisches Gericht ist das Philly Cheesesteak, das man unbedingt probieren sollte. Hierbei wird Entrecôte dünn aufgeschnitten, mit Zwiebeln und Paprika gebraten, in ein Baguette gelegt und mit etwas Cheddar garniert. Im Campo´s gibt es das beste Philly Cheesesteak. Das traditionsreiche Restaurant liegt am Rande der „Old City“, wo auch die ältesten Häuser des Landes stehen. Seit 1947 bereitet Familie Campo die berühmten Philly Cheesesteaks selbst zu. Und sie erweitert generationsübergreifend stetig das Sortiment, sodass es mittlerweile auch ein veganes Philly Cheesesteak gibt.

Ein anderer spannender Ort ist das Twisted Tail Restaurant, Bar und Musiklokal im Ausgehviertel von Philadelphia. Der weit gereiste Besitzer George Reilly, dessen Familie ursprünglich aus England stammt, will hier seinen Gästen gute Musik, erstklassige Whiskeys und ausgefallenes Essen für einen entspannten Abend bieten. Seine Karte weist ungewöhn­liche Kombinationen aus US-amerikanischer und israelischer Küche mit mediterranen Einflüssen auf – ein wirklich besonderes kulinarisches Erlebnis.

Wer es etwas schicker mag, sollte A.Kitchen besuchen. Das Restaurant mitten in Philadelphia lässt sich keiner bestimmten Küchenrichtung zuordnen. Es gibt zwar klassische Elemente, diese werden aber komplett neu interpretiert. Mein Kollege Eli Collins bringt die Kochkulturen im positiven Sinn durcheinander, und das macht seine Küche auch aus.

Bleibt ein rustikaler Tipp: Das McGillin’s Olde Ale House – ein Aushängeschild und Touristenmagnet in Philadelphia. Der älteste Pub der Stadt wurde 1860 gegründet und serviert klassische, amerikanische Küche mit einer großen Bierauswahl. Und garantiert: Während man hier genießt, wird ­einem wieder ­bewusst, wie charmant verrückt die Stadt und ihre offenen Menschen sind. „Philly“ macht nach getaner Arbeit Spaß und schmeckt.


Mirko Reeh …

hat bereits für den Bleisure Traveller Tel Aviv und Orte in Illinois kulinarisch entdeckt. Auch Philadelphia hat es ihm angetan. Mehr Infos über ihn und seine Bücher unter www.mirko-reeh.com

„Philadelphia – Kulinarische Reise mit Mirko Reeh“

In seinem Kochbuch bringt Mirko Reeh ein Stück des Freigeistes und der Liebe, die Philadelphia ausmachen, in die Bleisure-Küche. Dafür hat er die Rezepte und Erlebnisse der Hot Spots, die er besucht hat, zu seinen gemacht und aufgeschrieben. 156 Seiten (erhältlich unter www.mirko-reeh.com)

Fotos: © Mirko Reeh, © iStock.com/benedek, © iStock.com/TheCrimsonMonkey, © iStock.com/weaver123

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