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Studien sehen Bleisure & Workation als einen Top-Trend nach Corona

„Infolge der aktuellen Homeoffice-Erfahrungen und des Wunsches nach mehr Flexibilität werden die Arbeits- und Reisetrends Bleisure Travel und Remote Work künftig noch stärker nachgefragt werden. So lautet das Fazit aktueller Studien und Berichte. Die Anbieter ziehen nach.“ Sylvie Konzack

Die klare Trennung zwischen Business und Leisure, Dienstreise und Urlaub – sie könnte im Sinne von mehr Bleisure- und Remote-Work-Angeboten bald der Vergangenheit angehören. Da sind sich Reisestudien wie -analysten auf Messen wie der ITB Berlin Now im März 2021 einig gewesen und sehen dies sowohl für Reisende wie auch für Reiseanbieter. Corona wirkt hier wie ein Trendbeschleuniger. Denn so sehr der Tourismus bereits seit Jahren nach mehr authentischen Reiseerlebnissen mit Fußabdruck sucht, so sehr hat auch die lange, Lockdown geprägte Homeoffice-Erfahrung den Wunsch nach mehr Fernarbeit befeuert – dies am besten im huckepack mit Rundum-Sorgenfrei-Paketen samt mehr Platz wie auch Nest Feeling.

Remote Work für alle?

Ob Chalet in den Bergen, Bungalow am Strand oder Serviced Apartment in einer fernen Metropole – das neue hybride Arbeiten macht das Homeoffice auch zum Remote Office: Mitarbeiter im Homeoffice reisen zeitweise in ein anderes Land- oder Stadtziel, um dort die noch bessere Work-Life-Balance zu finden.
Die Themen Remote Work & Workation wie auch Bleisure als Verlängerung der Dienstreise avancieren damit nicht mehr nur zum Bedürfnis von digitalen Nomaden, Selbstständigen und Führungskräften. Laut einer Studie des Digitalverbands Bitkom von Ende 2020 könnte künftig allein in Deutschland mehr als jeder Dritte (35 Prozent) den Arbeitsort flexibel wählen wollen, was 14,7 Millionen Berufstätigen entspricht. Vor der Covid-19-Krise waren nur 18 Prozent ausschließlich oder teilweise im Homeoffice. Der Zuwachs resultiert aus der Erfahrung, dass das flexible Arbeiten nicht die Qualität der Arbeitsergebnisse schmälert – „im Gegenteil“, betont Bitkom-Präsident Achim Berg. Deshalb sollte der Wandel der Arbeitswelt nun auch seitens der Politik „mit Anreizsystemen für Arbeitgeber und Arbeitnehmer unterstützt“ werden, fordert er.

Schon jetzt ist absehbar, dass Unternehmen an Attraktivität gewinnen, wenn sie mobiles Arbeiten proaktiv anbieten. Zugleich werden neue Teamstrukturen wichtig: mit mehr kreativen, virtuellen Austauschrunden, mit digitalen Führungsstilen, die die reine Arbeitszeit nicht mehr als Qualitätsmaßstab sehen, und mit Mitarbeitern, die theoretisch weltweit verstreut leben und arbeiten können. Eine neue, große Arbeitswelt tut sich auf.

Eine internationale Expedia-Studie sieht bei aktuell fast der Hälfte der Arbeitnehmer (49 Prozent) in Deutschland den Wunsch nach einer Auszeit vom heimischen Büro an einem ferneren Ort. Mehr als ein Drittel (33 Prozent) wäre entspannter und glücklicher, wenn die Möglichkeit bestünde, zeitweilig an einem anderen Ort arbeiten zu können, wie der Bleisure Traveller bereits berichtete. Schon in diesem Jahr könnten sich, laut aktueller Umfrage des Reisevermittlers Holiday Extras, knapp 23 Prozent der Deutschen vorstellen, Arbeit und Urlaub im Sinne von Workation zu verbinden. Bei den Männern sind es mit einem Viertel sogar etwas mehr als bei den Frauen (21 Prozent). Die Motive klingen immer ähnlich: mehr Abwechslung und neue Perspektiven an neuen Orten, um produktiver und erfüllter arbeiten zu können.

Wo geht Homeoffice away from home?

Corona hat also zu einer massiven Veränderung des Arbeits- und Reiseverhaltens geführt und lässt nun ganze Branchen neu denken, nicht zuletzt durch den wirtschaftlichen Druck, den Corona ausübt. Ob Hyatt, 25hours Hotels oder Meliá – viele Reise- und Hotelanbieter haben bereits mit zahlreichen Workation- und Longstay-Angeboten reagiert. Auch jene, die man bisher nicht damit verband, wie Robinson Club mit Angeboten für arbeitende Eltern. 

Club Med hat ein All-Inclusive-Work-Angebot, den „Club Med Monat“, aufgelegt: Bis Juni 2021 können Remote Workler hier vier Wochen verbringen und zwei Wochen zahlen. Zur Auswahl stehen der Strand von Mexiko im Club Med Cancún in Yucatán, der Club Med Punta Cana in der Dominikanischen Republik und als europäische Destination der Club Med Cefalù auf Sizilien (Foto oben und Bilder unten). Gerade sind auch die Club Med-Häuser in Guadeloupe, in Frankreich (La Palmyre Atlantique und Opio en Provence), in Bodrum und Marrakesch hinzugekommen.
Ein weiterer Ausbau der Ziele und die Verlängerung der Aktion sind sehr wahrscheinlich. Auch weil für Club Med Business Traveller nie ein Fremdwort waren. Ein Fünftel des Geschäfts bestand bereits aus dem Geschäft mit MICE, also mit Meetings, Incentives, Kongressen und Events. Auch das Thema Längerbleiben nach der Tagung ist beim einstigen Erfinder des All-Inclusive-Urlaubs schon lange eine gern genutzte Offerte.

Arbeiten als Luxus

Speziell im Luxushotelbereich mehren sich ebenso die Workation Packages. Seit letztem Jahr wirbt bereits das The Nautilus Maldives auf den Malediven mit sieben bis 21 Übernachtungen in einem Beach House, inklusive Sandbank-Besuch (Foto ganz oben), Wellnessbehandlung, Open-Air-Kino, Schnorcheltour & Co. Ähnlich umfangreich plus Butler ist auch das Paket „Long Time More Sea“ der The Ozen Collection auf den Malediven. Ab einem Aufenthalt von 30 Tagen gibt es im Ozen Life Maadhoo und im Schwesterhotel Ozen Reserve Bolifushi zudem Zimmerrabatte von 40 Prozent.

In Ägypten haben sich im Freizeitareal El Gouna am Roten Meer das Steigenberger Golf Resort El Gouna und das Sheraton Miramar Resort El Gouna mit einem Workation-Angebot zusammengetan. Die Speisen sowie Arbeits- oder Konferenzräume sind all inclusive, in der Mittagspause locken Golf und Spa, für Kinder gibt es eigene Betreuungsangebote. Und wer mit Gleichgesinnten arbeiten will, kann sich auch einen Platz im Co-Working Büro G*Space mieten.

Regionen locken

Mit Visa-Programmen für Remote Worker haben seit letztem Jahr auch viele Länder und Regionen, die nicht zuletzt unter dem eingebrochenen Tourismus leiden, Aufmerksamkeit erzeugt. Traumstrand-Destinationen wie in der Karibik haben den Anfang gemacht, ebenso das Expo-2021-Ziel Dubai. Nun will jetzt auch Ras Al Khaimah mit dem Workation-Visa „Live RAK Play“ für bis zu zwölf Monate in sein Wüstenemirat zum Arbeiten und Wohnen locken, inklusive Longstay-Angeboten von diversen Hotels und Mietwagenvermietern, Restaurant-Rabatten und Erlebnisgutscheinen für Adventure Parks & Co.

Island lädt wiederum bis zu 180 Tage zur Insel-Workation ein und lockt mit Hotels in blauen Lagunen, Wikingerhäusern, Cottages auf alten Schaffarmen oder mit Designhotels in arktischer Wildnis in den Westfjords (Foto unten).

Island Workation

Auch klassische Ferienregionen wie auf den Kanaren werben bereits vermehrt mit ihrer attraktiven wie sicheren Infrastruktur und abwechslungsreichen Wohn- und Arbeitsstandorten bei mildem Klima und hohem Freizeitwert. Remote Work in der EU für mehrere Monate ist allein schon aus versicherungstechnischer Hinsicht ein leicht umsetzbares Vorhaben.

Landlust am Arbeiten

Und dann gibt’s bereits auch einige Remote-Work-Angebote in der Nähe – ob in einer anderen Stadt im Hotel oder Serviced Apartment mit Second-Home-Feeling oder als Städter auf dem Land. Projekte wie das Coconat, eine Stunde von Berlin entfernt, zeigen bereits seit einigen Jahren wie das Landleben auf Zeit mit Gleichgesinnten, die man dort trifft, aussehen kann. In den Hollerhöfen inmitten der bayrischen Oberpfalz kann man auch auf den Streuobstwiesen oder in den Tagungsscheunen und im Tiny House direkt in der Natur wetterunabhängig den Laptop aufschlagen (Foto unten). Hinzu kommen hier in dem restaurierten Dorf Angebote zum Waldbaden oder Kurse in der Natur-Erlebnisakademie.

Hollerhöfe

Doch auch die Ostsee, Nordsee, der Harz, das Sauerland oder die bayerischen Alpen bleiben leicht erreichbare Ziele, wenn die aktuellen Corona-Bestimmungen eine Anreise möglich machen. Und es zeigt sich hier wie da: Achtsamkeit, sinnbehaftetes Arbeiten und Reisen, Workation, Bleisure, Homeoffice überall – alles ist nach Corona noch mehr im Fluss und könnte in ein Delta an neuen Perspektiven für die Arbeits- und Reisewelt münden. Als Airbnb 4.0 und New-Work-Life-Balance gleichermaßen quasi.


Sylvie Konzack …

war zuletzt ein paar Wochen auf Gran Canaria zum Leben und Arbeiten und konnte sich für den Moment nichts besseres vorstellen. Für eine überschaubare Zeit nicht nur reisen, sondern am fernen Ziel auch leben und mobil arbeiten, ohne gleich den Wohnsitz zu ändern – die Reise- und Arbeitswelt wird bunter nach Corona, davon ist sie überzeugt.

Fotos, von oben nach unten: © iStock.com/jakkapan21; The Nautilus Maldives, © Club Med Punta Cana, © Club Med Cefalù Reykjanes Sandgerdi Cottages in Island / © Sandgerdi Cottages; Tiny House Waldeck in den Hollerhöfen / © Thomas Gruber_green apple

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