Bleisure-Trends
BUSINESS LEISURE

Kurzes Meeting, lange gemeinsame Aktivitäten?

„Vielleicht werden wir künftig kürzere Meetings veranstalten und mehr Zeit für gemeinsame Unternehmungen aufwenden.“ Olivier Gibouin, CEO und Mitbegründer von MakeYourTripBetter

Viele sprechen davon, dass sich das Reisen, seine Arten und Motivationen, grundlegend wandeln könnten, erst recht nach Corona und erst recht im Bereich Business Travel. Olivier Gibouin hat mit dem Launch der Plattform MakeYourTripBetter 2020 Gelegenheiten geschaffen, indem sich Reisende und Einheimische vor, während und nach dem Trip miteinander verbinden können: Reisende erhalten von Einheimischen individuelle Bleisure-Tipps, während Einheimische ihre Region und die Menschen vor Ort bekannt machen und bewusste, sanfte Tourismusmodelle vorleben. Wir sprachen mit dem Franzosen über eine Community aller „Tribes“ und die neue Art des Geschäftsreisens.

Olivier, inwieweit funktioniert Ihre Plattform bisher auch für Geschäftsreisende, was können Sie nach dem Start im Covid-19-Jahr schon sagen? Welche Geschäftsreisenden nutzen den Service bisher?

MakeYourTripBetter ist perfekt für einen Geschäftsreisenden, der Leute finden möchte, von denen er Informationen erhält oder mit denen er seine Lieblingsaktivitäten ausüben kann, wie Tennis, Golf, essen oder Weinverkostungen. Er kann so die richtigen Leute finden, die ihm Ratschläge geben und die sich ihm sogar anschließen.
Obwohl die Plattform sehr neu ist, haben wir unglaublich viel positives Feedback. Diese Krise erlaubt es uns zwar nicht, so zu reisen, wie man es gerne hätte, aber sie hat bei vielen Menschen die Idee verstärkt, anders zu reisen, verantwortungsvoller und achtsamer.
Wir dachten anfangs, dass dies eher junge Leute ansprechen würde, aber schließlich stellen wir fest, dass diese Idee, Menschen aller Generationen und aller Arten von „Tribes“ anspricht.

Wie kann das Konzept insbesondere für Remote Work oder für Projektmitarbeiter funktionieren, die monatelang an einem fremden Ort leben und arbeiten? Gibt es hier bereits Besipiele?

Geschäftsreisende müssen nur einen Account erstellen und einen Reiseort anlegen, an den sie hinreisen wollen oder an dem sie sich bereits befinden. Und von dort aus können sie alle Profile der „MYTB-Mitglieder“ sehen, die in und um diesen Ort leben. Sie können die Profile nach vielen Kriterien wie Alter, Geschlecht, gesprochene Sprachen oder ausgeübte Aktivitäten filtern.
Wir haben noch keine Erfahrungsberichte von Geschäftsreisenden erhalten. Die Plattform ist erst ein paar Monate alt, und es haben in dieser Zeit noch nicht viele Geschäftsreisen stattgefunden. Andererseits haben wir zahlreiche Testimonials von Leuten, die uns sagen, dass sie die Plattform nutzen werden, sobald sie wieder reisen können.

Wie groß ist die aktuelle Community, an wie vielen Orten?

Momentan haben wir bereits mehr als 1.000 „MYTB-Mitglieder“ in mehr als 25 Ländern, ohne dass wir unsere Kommunikationskampagne schon gestartet haben. Und jeden Tag haben wir neue Mitglieder. Da MakeYourTripBetter eine französische Plattform ist, befinden sich zwei Drittel der Mitglieder in Frankreich und die meisten anderen in der Europäischen Union, aber wir haben bereits einige Mitglieder auf allen Kontinenten.

Was glauben Sie, wie sich der Austausch und die Themen auf Ihrer Plattform nach Covid-19 verändern werden – im Hinblick auf einen großen Nachholbedarf an Reisen, ein bewussteres Reisen, aber vielleicht auch bei insgesamt weniger und längeren Reisen?

Wir beobachten, dass der Drang zu mehr sinnvollem Reisen jetzt viel stärker ist als vor der Gesundheitskrise. Vor allem all diejenigen, die schon immer auf eine Art und Weise reisen wollten, die den Planeten, die Gebiete und die lokale Bevölkerung mehr respektieren, sind jetzt noch entschlossener, ihre Gewohnheiten zu ändern.
Was die Geschäftsreisen betrifft, so haben wir mit der Entwicklung der Nutzung von Online-Meetings auch erkannt, dass die Schaffung von Verbindungen in unseren beruflichen Beziehungen mit unseren Partnern, unseren Kunden, unseren Lieferanten wesentlich ist und dass wir uns dafür auch physisch treffen müssen.
Vielleicht wird dies zu einer Veränderung unserer Denkweise über Geschäftsreisen führen. Vielleicht werden wir kürzere Meetings veranstalten und mehr Zeit für gemeinsame Unternehmungen aufwenden. Es ist noch ziemlich früh, um zu sehen, wie sich das alles auswirkt. Wir werden dies sorgfältig verfolgen.


Sylvie Konzack …

glaubt, dass solche Plattformen gerade auch den Geschäftsreisetourismus mit neuen Impulsen und Chancen verändern können. Nicht, weil es allein um den größeren Freizeitaspekt geht, sondern weil man Geschäftspartner und Zielgruppen vor Ort besser kennenlernt und versteht.

Fotos: Olivier Gibouin

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