„Geschäftsreisen sind aktuell vielerorts eine einsame Sache. Ich war in Düsseldorf der einzige Gast im legendären Breidenbacher Hof.“ Kai Böcking
Normalerweise bin ich 200 Tage im Jahr in der Welt unterwegs und übernachte in Hotels. Buchen, hinfahren, einchecken, fertig. Normalerweise! Doch in diesen Wochen ist bekanntermaßen nichts mehr normal, vor allem nicht für Geschäftsreisende. Gerade musste ich für einen Dreh nach Düsseldorf. Meine erste Geschäftsreise seit Wochen. Das deutsche Capella-Flaggschiff Breidenbacher Hof war bereit, mich aufzunehmen. Ein großartiges Hotel, kaum mehr als 100 Zimmer und Suiten, gemütlich, exzellenter Service – eine Oase der Luxushotellerie am Rhein.
Da man auch in Nordrhein-Westfalen sämtliche Übernachtungsherbergen in den Dornröschenschlaf versetzt hat, musste ich vor meiner Anreise schriftlich bestätigen, dass meine Reise beruflich und keinesfalls als Spaßausflug geplant ist. Dann folgte die Mail, die mir das ganze Ausmaß der momentanen Situation drastisch vor Augen führte: „Da Sie unser einziger Gast sind, bitten wir sie, Ihr Abendessen im Voraus zu bestellen“. Angehängt eine Liste mit Vorschriften in Sachen Hygiene und eine übersichtliche Room-Service-Karte.
Wie kann ein Luxushotel in dieser Situation einen Fünf-Sterne-Service bieten? Das kann nicht mal der Breidenbacher Hof leisten. Aber man kann das Beste aus der Situation machen – für den einzigen Gast des Hotels.
Essen vor der Tür
Bei meiner Ankunft am Abend erwartet mich eine nette Dame an der Rezeption, mit schönen Augen, den Rest verdeckt die Atemschutzmaske. Da sie bei mir das gleiche Ding im Gesicht sieht, muss der Ausweis meine Identität bestätigen. Klar, dass ich in diesem Haus mein Zimmer nicht suchen muss, sondern ich – mit Abstand – auf mein Zimmer geleitet werde. Und die sind nach wie vor schön, gemütlich und groß. Kurz schießt mir der Gedanke durch den Kopf, dass ich als einziger Gast damit auch die Sauna, Pool, Bar und Restaurants für mich allein habe – eine großartige Vision, die natürlich genau das ist – eine dumme Idee.
Die Wahrheit ist, dass mein Abendessen VOR der Tür abgestellt wird und ich dann das Wägelchen selber in mein Zimmer fahren muss, die Folie und Deckel von den Speisen entferne, den Wein öffne und dabei die äußerst nette Grußkarte vom langjährigen Hoteldirektor Cyrus Heydarian lese. Bye, bye Pool, Sauna, Bar – und das gerade neu eröffnete Restaurant „The Dutchy“. Kai allein im Hotel!
Prächtig geschlafen habe ich trotzdem. Prima, dass das Virus keinen Einfluss auf die Bequemlichkeit und nicht hörbare Klimaanlagen hat. Fünf-Sterne-Schlafgefühl kann so einfach sein.
Am nächsten Morgen treffe ich den Hausherren des Breidenbacher Hof (F. r.), der drahtig mit schickem Atemschutz die Situation – mit Abstand – so skizziert: “2020 ein verlorenes Jahr, 2021 ein wenig Rückkehr zum normalen Leben, 2022 wie vor der Krise“. Cyrus Heydarian macht sich Sorgen um seine Mitarbeiter, die er, wie überall in Deutschland, überwiegend in Kurzarbeit schicken musste. Der Breidenbacher Hof wird so schnell wie möglich sein volles Potential wieder ausschöpfen, verspricht er. Und ich glaube fest daran – als einziger Gast im Fünf-Sterne-Hotel.
Kai Böcking …
versuchte, während des Düsseldorf-Trips noch die Stadt zu erobern. Aber für den gebürtigen Rheinländer wurde es mehr zu einem ruhigen Spaziergang durch eine leere Stadt, die er so noch nie erlebt hat. In den nächsten Wochen wird sich das schnell ändern, und vor allem Business Traveller werden wieder begeistert reisen, davon ist er überzeugt.
Auf einen Blick
Anreise:
Nach Düsseldorf bzw. Köln-Bonn fliegen in der Regel mehrmals täglich verschiedene Airlines. Bei Anreise mit dem Zug befindet sich das Hotel gut 1 km vom Hauptbahnhof entfernt. Der Breidenbacher Hof liegt zwischen der Königsallee und der Heinrich-Heine-Allee mit dem Hoteleingang auf der Theodor-Körner-Straße. In direkter Nähe befinden sich die Deutsche Oper am Rhein, die Kunstsammlung Nordrhein-Westfales und das Düsseldorfer Schauspielhaus.
Hotel:
Der Breidenbacher Hof ist eine Hotelinstitution in Deutschland mit einer über 200-jährigen Geschichte und wurde 2008 wiedereröffnet. Es gehört zur Ultra-Luxus-Hotelgruppe der Capella Hotels und ist Mitglied der Selektion Deutscher Luxushotels. 106 Zimmer und Suiten treffen hier auf ein City Spa mit angeschlossenem Facharztzentrum. Neu ist das Dutchy Restaurant mit Küchenchef Philipp Ferber, berühmt der Afternoon Tea in der Lobby Lounge.
Adresse:
Breidenbacher Hof, a Capella Hotel, Königsallee 11, 40212 Düsseldorf, Deutschland, +1 469-610-3608, info.bbh@capellahotels.com
Fotos: © Kai Böcking, Breidenbacher Hof